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Nachtschicht für den Traum vom Titel

Beverunger Physiotherapeut Mario Plesse betreut Hockey-Nationalteam während der WM

Von Sylvia Rasche
Beverungen (WB). Die Erfolgsliste ist beeindruckend: zweifacher Weltmeister, zweifacher Europameister und eine olympische Bronzemedaille aus Athen hat der Beverunger Physiotherapeut Mario Plesse in der deutschen Hockey-Nationalmannschaft schon miterlebt. Der nächste Höhepunkt steht unmittelbar bevor. Im September ist der 34-Jährige bei der Hockey-Weltmeisterschaft im eigenen Land mit dabei.

»Natürlich wird Deutschland nicht in eine so große Euphorie verfallen wie im Sommer bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Am Spielort Mönchengladbach wird jedoch eine tolle Atmosphäre herrschen. Da bin ich mir ganz sicher«, freut sich Mario Plesse auf die Herausforderung. Als einer von zwei Physiotherapeuten ist er für die deutschen Nationalspieler zuständig. Vorbereitung, Akutversorgung auf dem Platz und die wichtige Nachbereitung gehören zu seinen Aufgaben. »Vor Mitternacht sind wir an einem Spieltag nie mit der Arbeit fertig«, weiß der Beverunger aus Erfahrung. Diese Nachtschichten nimmt er für den Traum vom WM-Titel aber gerne in Kauf. Mit Bundestrainer Bernhard Peters, den Ex-Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann bekanntlich als DFB-Sportdirektor ins Gespräch gebracht hatte, arbeitete Mario Plesse schon gemeinsam im Nachwuchsbereich des Deutschen Hockeybundes. Mit der Umstrukturierung der Mannschaft nach den Olympischen Spielen in Sydney 2000 stieg Bernhard Peters vom A-Jugend-Coach zum Bundestrainer auf - und nahm Mario Plesse gleich mit in die Nationalmannschaft. Seither ist der Beverunger bei allen wichtigen Großereignissen dabei. »Ich nehme dafür meinen Jahresurlaub«, berichtet der Physiotherapeut.
Während sich andere im Urlaub vergnügen, hat Plesse alle Hände voll zu tun - dafür aber auch schon einmalige Erfahrungen gesammelt. »Besonders die Olympischen Spiele in Athen waren klasse, obwohl wir das Finale verpasst haben«, erzählt der Hobbyfußballer (Kapitän SC Lauenförde II).
Am kommenden Wochenende nimmt er an einem Vorbereitungslehrgang der deutschen Nationalmannschaft im eigens für die WM neu gebauten Hockey-Stadion am Gladbacher Bökelberg teil. Dabei ist er nicht nur für »seine« Jungs, sondern auch für einen deutschen Weltstar zuständig. »Boris Becker und Henry Leconte bestreiten in Gladbach einen Showkampf. Ich übernehme die Betreuung beider Tennisspieler«, erklärt Mario Plesse und freut sich auf die ungewohnte Aufgabe. »Mal sehen, was mich erwartet. Ich kenne beide nicht.«
Kurz vor dem WM-Start fährt die Mannschaft noch einmal geschlossen an die Ostsee, dann wird es für den Titelverteidiger in Gladbach ernst. »Das Halbfinale ist Pflicht, danach alles möglich«, umreißt Mario Plesse die Aussichten auf das Hockey-Großereignis. Die Rolle des Favoriten habe Deutschland allerdings vor dem Turnier abgegeben. »Die Mannschaft ist gegenüber unserem WM-Erfolg von 2002 stark verjüngt worden«, berichtet er von einem Umbau im erfolgreichen Team. Nach der WM geht auch der Lotse von Bord. Bundestrainer Bernhard Peters wird mit Trainer Ralf Rangnick zum ambitionierten Fußball-Regionalligisten Hoffenheim wechseln. Ist diese WM damit auch die letzte große Hockey-Herausforderung für Mario Plesse? »Ich weiß es noch nicht«, antwortet der 34-Jährige. »Es ist zwar immer schwer, die Termine der Nationalmannschaft mit meinen beruflichen Aufgaben zu vereinbaren. Wenn der neue Bundestrainer mich aber weiterhin dabei haben möchte, würde ich bis Peking 2008 weitermachen«, setzt Mario Plesse insgeheim auf eine weitere Olympia-Teilnahme. Doch das ist Zukunftsmusik. Erst einmal steht die Weltmeisterschaft im eigenen Land an und vielleicht springt dabei ja der dritte WM-Titel für den Beverunger heraus.

Artikel vom 05.08.2006