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»Glockenbaum« entdeckt

Seit Jahren galt das Stück Ortsgeschichte als verschollen

Bünde-Dünne (eic). Fast 20 Jahre war er verschollen, nun hat ein kleiner Junge ihn wiederentdeckt - Renate Horstmeyer ist froh, dass »ihr Glockenbaum« doch nicht gefällt wurde, sondern sich bester Gesundheit erfreut.

Viele Erinnerungen seien mit diesem Baum verknüpft, erzählt Renate Horstmeyer. Im Jahr 1922 hatte die Dünner Kirche neue Glocken erhalten - die alten hatte die Kirchengemeinde nach dem Ersten Weltkrieg abgeben müssen. »Als diese Glocken geweiht wurden, ist mein Onkel in den Wald gegangen und hat dort etwas in einen Baum geritzt«, erinnert sie sich an die Geschichte, die sie einst von ihrer Tante erzählt bekam. Kennen gelernt hatte sie diesen Onkel selber nie - er fiel im zweiten Weltkrieg - aber den Baum, der nur wenige Meter vom Haus ihrer Tante entfernt stand, hatte diese ihr gezeigt.
Vor rund 20 Jahren wurden in dem kleinen Waldstück jedoch viele Bäume gefällt, danach habe Renate Horstmeyer den Baum nie wiedergefunden. »Ich war wirklich traurig, als ich dachte, dass der Baum weg war«, trauerte sie lange Jahre um die geschichtsträchtige Buche.
Mittlerweile hatte sie das Haus ihrer Tante geerbt, lebte lange Zeit ohne es zu wissen in unmittelbarer Nachbarschaft zum »Glockenbaum«, dessen Schnitzerei im Laufe der Zeit deutlich verblasst war.
Vor kurzem sei sie dann mit ihrem Patenkind Joel Schütz im Wald spazieren gewesen. »Plötzlich rief er ÝDa ist der GlockenbaumÜ«, war Renate Horstmeyer damals überrascht. »Ich hab gesehen, dass in den Baum etwas eingeritzt war, hab das gelesen und wusste, das musste der Baum sein«, erinnert sich Joel. »Ich wusste gar nicht mehr, dass ich ihm davon erzählt hatte, da ich ja eigentlich dachte, dass der Baum gefällt worden wäre«, wunderte sich seine Patentante darüber, dass Joel den Baum sofort erkannt hatte. Allen Zweifeln zum Trotz folgte sie dem Jungen die Senke hinab zum Baum und stellte fest, dass die Rinde der alten Buche tatsächlich noch die alte Inschrift - GWD 6. August 1922 - trug. Für Renate Horstmeyer sei dies wie ein Stück wiedergefundener Familiengeschichte gewesen.

Artikel vom 07.08.2006