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Gemüse ist auch eine Zier

Dr. Heidi Lorey gibt Tipps rund um den Nutzgarten

Steinhagen (el). Was in England begann, ist auch hierzulande längst eine beliebte Attraktion. Der Tag des offenen Gartentors der Deutschen Gartenbaulichen Gesellschaft lockte zahlreiche Gartenfreunde dabei nun erstmals auch zu Dr. Heidi Lorey auf den Ströhen. Mit ihrem »Experimentierfeld« zeigte sie am Samstag einen sowohl sehr typischen, als auch sehr außergewöhnlichen Nutzgarten.

Die Besucher waren auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen und nach Tipps für das eigene Beet. Ein Interesse, zu dem Heidi Lorey meist ungeahnte Informationen beisteuern konnte. Denn ihr langgezogener Garten hält jedes Jahr auch für sie Neues bereit. »Wir beginnen jedes Jahr mit einem frisch umgepflügten freien Feld«, erklärte sie den nach und nach eintreffenden Gruppen. Dabei stehen bei der Nutzung nur wenige Dinge fest: Die Pflanzen müssen sich auf dem Sandboden auch ohne großen Aufwand wohl fühlen, und sie sollten Heidi Lorey und ihrer Familie auch schmecken.
Auf diese Weise ergibt sich immer eine Mischung aus alt und neu, aus Bewährtem und selbst ihr noch gänzlich Unbekanntem. Denn einiges von dem Saatgut, das Heidi Lorey hier im extensiven Anbau ausprobiert, ist schon sehr alt und anderswo kaum noch zu finden. Dazu gehört beispielsweise die gelbe Erbse, für die sie neben der Ernte auch immer selbst für neue Saat sorgen muss. Früher einmal war diese Erbse eine Selbstverständlichkeit im Gemüsegarten, genauso wie die Linsen und die Erdmandel, die nun auf dem Ströhen gedeihen. Doch seither hat sich das Sortenangebot immer weiter verengt.
So zeigte Heidi Lorey auch eine blaue Erbse: »Als Gemüsebeilage ist diese Erbse ungeeignet, weil sie so mehlig ist«, erklärte sie. Auch darum, werde sie kaum noch angebaut. Allerdings sind die grünen Früchte in ihren leuchtend violetten Schoten nicht nur leicht und über lange Zeit zu ernten, sondern auch für Suppen ideal. »Außerdem haben auch Nutzpflanzen meist ein dekoratives Element«, sagte Heidi Lorey läschelnd und erklärte, wie sie ihre Beete anlegt. Die meist quadratischen Einheiten vereinen nicht nur Pflanzen, die biologisch von einander profitierten, wie Möhren und Zwiebeln.
Sie bilden auch in Farbe und Höhe abgestimmte Einheiten von optischer Schönheit, wenn beispielsweise silbrige Artischocken zwischen rotem Mangold in einem Rahmen aus zarten grünen Bohnen stehen. Auch dies ist durchaus keine Neuigkeit, wurden doch auch in Ziergärten der Renaissance durchaus Gemüse, wie verschiedene Kohlarten und Kräuter angebaut.
Gleichzeitig entdeckten die Besucher so jedoch auch die schmackhaften Aspekte von Pflanzen, die sie bislang nur zur Dekoration im Beet hatten. Dazu gehörte unter anderen der Glücksklee. Dessen spät im Jahr ausgebildeten Wurzelknollen können nämlich ein leckeres Gemüse sein.

Artikel vom 01.08.2006