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Von »Kunstmüdigkeit« keine Spur

Facettenreiche Ausstellung in der restaurierten Büttendorfer Windmühle -ĂŠKulturfrühstück

Büttendorf (sg). Selten gab es in dieser Region während der Sommerferien so viele Angebote für Kunstinteressierte wie dieser Tage. Und sehr zur Freude der Veranstalter und Organisatoren, die sich am »LandArt-Festival 2006« beteiligen, scheint sich hier nicht im Geringsten »Kunstmüdigkeit« einzustellen. Dazu tragen Einfallsreichtum und Vielfältigkeit der Veranstalter und Aussteller bei. Dies bestätigte sich auch am Wochenende in der restaurierten Windmühle von Karin Müller in Büttendorf.

Ein Teil ihrer eigenen Arbeiten ist das ganze Jahr hindurch zu sehen. Am vergangenen Wochenende präsentierten hier einige weitere Künstler sich und ihre Werke. Eine von ihnen: Nurhan Bölükbasi aus dem Raum Gütersloh. »Ich bin freischaffende Künstlerin sozusagen aus Berufung. Die Kunst hat mich schon immer begleitet, war immer ein Element in meinem Leben. Dabei kann ich jedoch nicht einseitig sein.« So drückt sich Nurhan in Malerei, Bildhauerei und Pantomime aus. Nicht nur bei der Wahl des Werkstoffes bleibt sie flexibel. »Schmirgeln finde ich langweilig, deshalb habe ich diesmal probiert, mit Glasscherben ein Stück Walnussholz zu bearbeiten«, erklärt die Autodidaktin. Zwar hatte sie das Fach Kunst am Oberstufenkolleg belegt, doch »das Leben gibt die Lehre, wie etwas zu benutzen ist«. Bei der Malerei legt sich die gebürtige Deutsche türkischer Abstammung ebenfalls nicht auf eine bestimmte Art von Farbe fest. Je nach Gefühl werden Aquarell-, Acryl- und Ölfarbe gemischt. Viel Inspiration für ihre Arbeiten holt sich Nurhan aus der Natur. Am Wochenende stellte sie in der Mühle neben einigen Skulpturen ihre Bilderserie »Grün/Blau« aus. »Die Farben interessierten mich. Die Motive sind eine Mischung aus Fantasie und Realismus. Ich male gerne mit Grundfarben, aber nicht kunterbunt. Die Bilder sind draußen entstanden und blenden alle weiteren Farben aus. Lediglich Blau für den Himmel und Grün für die Natur bleiben erhalten.« Weiter stehe die Farbe Blau für den Geist und das Denken, während Grün dem Empfinden zuzuordnen sei. »Die Farben sind harmonisch und ruhig. Sie sollen zum Anschauen einladen, dem Betrachter die Möglichkeit geben, sie zu genießen.« Die Skulpturen, die die 36-Jährige seit etwa viereinhalb Jahren entwirft, sind zumeist Einzelwerke oder lehnen sich an die ihre Bilder an. Dabei ist ihr Holz der liebste Werkstoff. Die Werke sind zwar mit Titeln benannt, aber »jeder darf selbst empfinden, betrachten und kritisieren. Die Menschen sind verschieden, und so ist für jeden etwas dabei«. Neben Ausstellungen des Lichtkünstlers Thomas Marggraf und den textilen Fantasien von Sunderam Lenz gab die Kinesiologin Beate Schmutte-Niemann Einblick in ihre Arbeit. Am Sonntagmorgen bildete sie mit einer Herzcharaktermeditation den Auftakt. Danach folgte ein finnisches Kulturfrühstück mit der Gruppe »Saimaa«. Karin Müller, deren wundervolle Stabpuppen die Mühle »bevölkern«, hatte eigens für die Lesungen der Dichterin Christina Langenberg ein »poetisches Wesen« entworfen. Dazu wurden Videoaufnahmen gezeigt, in denen zum Teil auch Langenberg selbst zu sehen ist. Die Dichterin entführte die Zuhörer in ihre feinstoffliche Welt mit poetisch-romantischen Klängen bis hin zu weiblichen Interpretationen gesellschaftskritischer Texte von Brecht. Die Aufführung fand in einer von Karin Müller als Theater- und Seminarraum neu gestalteten Etage der Mühle statt.

Artikel vom 01.08.2006