01.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 


Lokalmatador nur
eine Randfigur

Ludewigs Zukunft bleibt ungeklärt

Von Gunnar Feicht
Bielefeld (WB). Morgen Nachmittag rollt die erste Etappe der Deutschland-Tour durch seinen Heimatort Steinhagen. Aber Jörg Ludewig, dem die Rolle des gefeierten Lokalmatadors zugedacht war, wird nicht im Rennsattel um den Tagessieg in Bielefeld kämpfen.

Seit die Veröffentlichung seiner Anfrage nach Dopingmitteln aus dem Jahr 1998 Anfang Juli hohe Wellen schlug, ist der 30-jährige Radprofi im Wartestand. »Ich habe vor acht Jahren mit diesem Fax einen großen Fehler gemacht, aber nie gedopt«, beteuert Ludewig, der seither vom T-Mobile-Team nicht mehr eingesetzt wird. Der Steinhagener steckt den Kopf nicht in den Sand: »Ich trainiere jeden Tag drei, vier Stunden und bin so sehr damit beschäftigt, mich um meine sportliche und berufliche Zukunft zu kümmern, dass ich mir über Mittwoch noch nicht allzusehr den Kopf zerbrechen konnte.«
Er will »offensiv« mit der schwierigen Situation umgehen und sich allen Fragen stellen, wird sich morgen nicht verkriechen: Im Rahmen der Aktion eines Sponsors verbringt Ludewig den Nachmittag im Zielbereich nahe der Bielefelder Stadthalle an der Strecke. Seine Gedanken kreisen derzeit ständig um die Frage, wie es mit dem Radprofi Jörg Ludewig weitergeht: »Ich befinde mich weiterhin im Schwebezustand. Ob ich bis Ablauf meines Vertrages zum Jahresende noch einmal eingesetzt werde, ist ebenfalls offen.«
Trotz eines kurzen Gesprächs mit T-Mobile-Verantwortlichen am Rand des Hamburger Pro-Tour-Rennens sieht der Steinhagener nicht viel klarer. Sicher sei, dass das Grundgehalt bis Vertragsende zum Saisonschluss in voller Höhe gezahlt werde. »Die Verantwortlichen könnten sich vorstellen, mich in Zukunft in der Peripherie des Leistungssports, also im Zusammenhang mit Radsportwochenenden oder -workshops weiter zu beschäftigen.«
Bisher nur eine vage Option, weshalb Ludewig Gespräche mit diversen anderen anderen Pro-Tour-Teams führt - vorerst ohne konkretes Ergebnis. Die gemeinsame Erklärung der Teamleiter, keine Fahrer zu verpflichten, die mit Dopingverdachtsfällen in Verbindung gebracht werden, verschlechtert auch seine Aussichten auf eine Zukunft in der Champions League des Radsports: »Dessen bin ich mir bewusst, auch wenn es einfach unfair ist, mich wegen meines Fehlers mit Betrügerrn in einen Topf zu werfen.« Nachdem ihn T-Mobile auf Eis gelegt hatte, sind ihm etliche lukrative Verträge für Rundstreckenrennen durch die Lappen gegangen. Doch sein »Heimrennen« in Steinhagen am 2. September hat er noch nicht abgeschrieben: »Ich kämpfe darum, selbst am Start zu stehen.«

Artikel vom 01.08.2006