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»Desaster für die Leichtathletik«


Nürnberg (dpa). Als ein »Desaster« hat Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), den Fall des positiv getesteten 100-Meter-Weltrekordlers, -Weltmeisters und -Olympiasiegers Justin Gatlin bezeichnet. »Momentan steht er nur unter Verdacht und ist nicht verurteilt: Aber dass Athleten, die sich im Kampf gegen das Doping einsetzen, positiv getestet werden, das ist ja keine neue Erfahrung«, sagte der Leiter des Amtsgerichts Kelheim/Bayern nach der DLV-Gala in Nürnberg.
Erneut forderte Prokop mehr staatliche Hilfe beim Kampf gegen Doping. »In Italien, Spanien und den USA werden auf diesem Gebiet spürbare Erfolge erzielt«, sagte der 49-jährige Jurist. »Von vielen Politikern gab es bisher große Worte, aber es sind keine Taten gefolgt.« Der Fall Gatlin und des ebenfalls erwischten Tour-de-France-Siegers Floyd Landis (beide USA) würden wieder zeigen, »dass die Sportverbände überfordert sind«. Der Einsatz unerlaubter Mittel sei ein Problem des gesamten Hochleistungssports »und ist im Radsport vermutlich noch ausgeprägter als bei der Leichtathletik«.
Verschärfte Strafandrohungen sind für Prokop untaugliche Mittel, gegen Doping vorzugehen. Das Kontrollnetz müsse noch enger gespannt werden. Da dies auch eine Kostenfrage ist, schlug der DLV-Präsident vor: »Die Sportler könnten mit ihren Einnahmen daran beteiligt werden. Schließlich geht es um ihren Sport.«

Artikel vom 01.08.2006