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DLRG warnt vor dem »stillen Tod« im Wasser

Baggerseen sind tückische Gewässer - Alkohol und Schwimmen verträgt sich nicht

Kreis Paderborn (WV/spi). Baden, Planschen, Schwimmen - das macht gerade im Supersommer 2006 Spaß. Aber das Badevergnügen kann gefährlich werden, wenn wichtige Verhaltensregeln nicht beachtet werden. Darauf hat jetzt Achim Sandmann, Vorstandsmitglied der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Bezirk Hochstift, hingewiesen. Er warnt unter anderem vor der Gefahr des »stillen Ertrinkens«.

»Ohne jeden Laut können Badende beim Ýstillen ErtrinkenÜ untergehen. Der Grund ist meist eine plötzliche Kreislaufschwäche, die Ertrinkenden haben keine Chance, auf sich aufmerksam zu machen«, so Sandmann. Besonders häufig ist dies der Fall bei pubertierenden Jugendlichen und älteren Menschen, bei denen eine vegetative Labilität des Kreislaufs vorliegt. Aber auch Kinder, die unbeaufsichtigt im Wasser planschen, können Opfer des stillen Todes werden. »Grund für die Kreislaufschwäche ist häufig, dass die Badenden durch hohe Temperaturen aufgeheizt ins kalte Wasser gehen«, warnt Jens Wolff, Technischer Leiter Erste-Hilfe/Sanitätswesen sowie Pressereferent der DLRG-Ortsgruppe Paderborn.
Gerade in tiefen, künstlich angelegten Gewässern mit Kiesuntergrund - zum Beispiel in Baggerseen - können sich die Wassertemperaturen schnell verändern.
Gerade im Delbrücker Land gibt es bekanntlich zahlreiche Baggerseen. Und immer wieder kommt es vor, dass insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene meist verbotenerweise in Baggerseen schwimmen. »Dabei kann es leicht passieren, dass man mal durch zehn bis 15 Grad kälteres Wasser schwimmt. Baggerseen sind tückische Gewässer, es gibt kalte Strömungen, Umwälzungen im See, oft schon nach 50 Zentimetern Wassertiefe gibt es plötzlich eiskalt wirkende Strömungen«, weiß auch Gerd Neufeld, Pressesprecher der DLRG-Ortsgruppe Delbrück. Hat sich der Schwimmer vorher nicht richtig abgekühlt, kann das fatale Folgen haben. In den vergangenen Jahren gab es in heimischen Baggerseen mehrere Todesopfer.
Doch nicht nur für Kreislaufbeschwerden anfällige Menschen sind gefährdet: Auch wenn jemand kurz vor dem Baden gegessen oder Alkohol getrunken hat, wird der Kreislauf erst einmal »herunter geregelt«. Deshalb sollte nach dem Essen eine angemessene Pause vor dem Sprung ins kühle Nass eingelegt werden, ganz gleich, wo gerade geschwommen wird. Das Schwimmen unter Alkoholeinfluss kann laut Experten sogar schnell zu einem Herzstillstand führen. Gefährlich sind vor allem der abendliche Alkoholkonsum und der anschließende Gang ins kühle Wasser. »Alkohol und Schwimmen - das verträgt sich einfach nicht!« warnen die Wasserretter.
»Durch den Alkoholgenuss werden die Blutgefäße geweitet. Wer dann ins Wasser geht, auch wenn es um die 20 Grad warm ist, kann einen Kälteschock erleiden. Das Herz wird in seiner regulären Herztätigkeit gebremst, im schlimmsten Fall steht das Herz still, und der Schwimmer ertrinkt«, erklärt Jens Wolff weiter.
Grundsätzlich sollte man im Wasser nie alleine sein. Das gilt insbesondere für Kinder, die möglicherweise gerade erst das Schwimmen gelernt haben. Und noch etwas: Noch kleinere Kinder können bekanntlich sogar im Planschbecken ertrinken, wenn sie unbeaufsichtigt sind.

Artikel vom 01.08.2006