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Windhose tobt
und entwurzelt
Baumriesen

Wirbelsturmartiges Phänomen

Delbrück/Hövelhof (al/spi). Die Windhose, die am späten Sonntagnachmittag über Teile des nordwestlichen Kreisgebietes hinweggezogen ist, war möglicherweise sogar ein Tornado! Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Essen »war ein Wirbelsturm von der Wetterlage her möglich«, so ein Sprecher des Wetterdienstes. Das heftige Unwetter richtete über Delbrück und Hövelhof großen Schäden an. Besonders betroffen war unter anderem ein Bauernhof am Sandtünsweg zwischen Hagen und Westenholz.

Den für Windhosen typischen, vom Erdboden bis in die Wolken ragenden »Schlauch« hat nach Recherchen des WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATTes zwar niemand gesehen, dass der Sturm aber gewaltige Kräfte entwickelte und überdies auf eine sehr schmale, allerdings rund zehn bis 15 Kilometer lange Schneise begrenzt war, spricht für die These des besagten Wetterphänomens. Augenzeugen berichteten außerdem, das Sturmzentrum habe ausgesehen »wie eine graue, sich drehende, nebelartige Wand«. Kaum 100 Meter davon entfernt war der Wind schon so schwach, dass nicht einmal Pfannen von den Dächern gerissen wurden. Dort aber, wo der Sturm voll zupackte, tobte er mit Urgewalt - ein weiteres Indiz für wirbelsturmartige Verhältnisse.
Zahlreiche Straßen waren durch umgestürzte Bäume blockiert. An dem Bauernhof am Sandtünsweg stürzten vier kräftige, kerngesunde Eichen in eine Scheune, in der Erntevorräte lagerten. Die beschädigten den Dachstuhl stark und zerrissen die Telefonleitung. Außerdem stürzte eine Eiche mit einem Durchmesser von rund einem Meter auf einen Traktor. Auch hier wurde schweres Räumgerät benötigt. Da die Drehleiter der Feuerwehr Delbrück an anderen Einsatzstellen benötigt wurde, forderte Stadtbrandinspektor Reinhard Brand die Drehleiter der Hövelhofer Feuerwehr an. Zusätzlich rückte ein Radlader des Technischen Hilfswerkes an. Gemeinsam gelang es dann, die umgestürzten Bäume vom stark beschädigten Dach zu entfernen.
Schäden an Dachstühlen gab es auch an anderen Stellen. Die Aufräumarbeiten im gesamten Gebiet dauerten bis nach Mitternacht und wurden am gestrigen Montag fortgesetzt. Der Delbrücker Bauhof wird vermutlich noch einige Tage mit der Beseitigung abgeknickter Bäume und Äste beschäftigt sein.
Die lange Reihe der Feuerwehreinsätze begann um 16.44 Uhr mit der Alamierung des Löschzuges Delbrück. Ein Blitz hatte in Anreppen einen Flächenbrand ausgelöst, den die Feuerwehr schnell in den Griff bekam. Danach ging es Schlag auf Schlag, immer wieder gingen bei der Feuerwehr Alarmierungen nach Sturmschäden ein. Auf manchen Straßen und Wegen gab es einfach kein Weiterkommen. Am Jüdendamm beispielsweise hielten zig Bäume der immensen Windgewalt nicht stand.
Rund 130 Feuerwehrkameraden, Helfer des Technischen Hilfswerks (THW), des DRK sowie der Bauhöfe Delbrück und Hövelhof waren bis nach Mitternacht im Einsatz. Die Sturmschäden und der mit dem Unwetter auftretende Starkregen mit bis zu 25 Litern auf den Quadratmeter zogen allein für die Delbrücker Wehr 22 Einsatzstellen in Delbrück, Lippling und besonders in Westenholz nach sich. Noch bis 20 Uhr hatte die Tornadowarnung, die die Leitstelle der Kreisfeuerwehrzentrale weitergeleitet hatte, Bestand.
Einsatzschwerpunkt für die Hövelhofer Feuerwehr war Espeln. Zahlreiche Straßen mussten gesperrt werden, da sie durch umgestürzte Bäume, abgeknickte Äste oder herausgerissene Wurzelteller blockiert oder beschädigt waren. Am stärksten war in Espeln der Bereich Langerweg und Mittelweg von der Windhose heimgesucht worden. Auf einer Länge von 100 Metern wurden 30 bis 40 Eichen und Pappeln entwurzelt. »Um die 80 bis 100 Jahren alten Bäume mit einem Durchmesser von einem Meter und mehr zu beseitigen, war schweres Räumgerät erforderlich, so dass wir das Technische Hilfswerk anfordern musste«, so Hövelhofers Wehrleiter Peter Kesselmeier.
Parallel zu den Arbeiten in Espeln rückten der Rüstwagen der Feuerwehr sowie der Einsatzleitwagen mit einem Notarzt und zwei Rettungsassistenten zu einem Verkehrsunfall auf der Autobahn 33 aus. Ein Pkw war ins Schleudern geraten und hatte sich überschlagen. Bei dem Unfall wurden zwei Personen verletzt.
Auch in Delbrück versperrten eine Vielzahl umgestürzter Bäume die Straßen. Davon betroffen war auch die Bundesstraße 64 in Höhe der Abfahrt Nordhagener Straße. Drei riesige Tannen waren auch hier von der Windhose abgeknickt und lagen quer auf der Fahrbahn. Nachdem die Feuerwehrkameraden die Baumstämme zersägt hatten, zog ein Schlepper die Bäume über die Bundesstraße auf ein freies Feld. Für die Dauer der Arbeiten wurde die Bundesstraße vollgesperrt.
»Wir haben Glück gehabt, dass kein Auto in die Bäume gefahren ist«, sagte ein Polizeibeamter vor Ort. Die Unglücksstelle lag in einer langgezogenen, schwer einsehbaren Kurve.
Wasser nach Starkregen drang in die Räumen der Katholischen öffentlichen Bücherei (KÖB) Delbrück am Kirchplatz ein. Der Ausleihbetrieb nach den Ferien ab Mittwoch, 2. August, kann nach Angaben der KöB nur bedingt wieder aufgenommen werden. Die Rückgabe der Medien ist allerdings uneingeschränkt möglich. Zur Zeit nicht zugänglich sind Sachbücher zur Literatur, zur Kunst und Musik. Das Büchereiteam bittet alle Nutzer der Bücherei um Geduld und Verständnis.

Artikel vom 01.08.2006