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»Jahrhundert-Regen«
hat erhebliche Folgen

Schweres Gewitter setzt Bismarckstraße unter Wasser

Von Jörn Hannemann
Herford
(HK). Der »Donner«-stag machte seinem Namen alle Ehre: Am Abend jagten Blitze und Donnerschläge einander im Akkord, und es goss wie aus Eimern. Die Stadtverwaltung spricht von einem Jahrhundert-Unwetter, das die Herforder Kanalisation überfordert habe.



»Statistisch gesehen war das der schlimmste Regen, der in 100 Jahren auftritt«, weiß Diplom-Ingenieurin Birgit Mucke, die bei der Stadt Herford für Kanalplanungen zuständig ist. Derzeit überprüfe die Stadt, ob die Größen und die Berechnungsgrundlagen der Kanäle noch aktuell seien. »Dabei hat sich schon herausgestellt, dass sie an einigen Stellen in der Stadt zu klein sind.« Hier bestehe Handlungsbedarf.
Den sehen auch alle, deren Grundstücke und Häuser von den sintflutartigen Regenfällen betroffen waren. »So etwas haben wir noch nie erlebt«, lautete der einmutige Tenor. Besonders schlimm war es neben der Gaußstraße an der Bismarckstraße. Die Kanäle, die die Wassermassen einfach nicht mehr fassen konnten, gingen über, Gullydeckel wurden hoch gehoben und die Hauptstraße verwandelte sich in einen Wildbach, so dass die Polizei die Straße sperren musste.
Bis weit nach 22 Uhr standen auch Gerhard Meyerhoff mit Tochter, Schwiegersohn sowie Schrubber und Eimer im Untergeschoss - und versuchten das Wasser aus dem Keller zu bekommen. »Ich kam gerade von einer Geburtstagsfeier, als ich die Überraschung im Keller sah.« Das Wasser, das erst die Straße und dann die Keller überflutete, war braun und stank. Die Not machte erfinderisch: Mit einem alten Regalbrett, Klebefolie und Dichtungsmaterial »versiegelte« der Mann den Abfluss -Êund beschwerte den Deckel mit einem riesigen Stein. »Damit nicht noch mehr Wasser hier reinkommt.«
Die Niederschlagsmenge variierte in Herford stark. An der Schobeke/Hohe Warth registrierte der Regenschreiber einen Spitzenwert von 25 Litern pro Quadratmetern jedoch nicht pro Monat wie sonst üblich, sondern innerhalb von zehn Minuten. »Die städtischen Kanäle sind jedoch nur dafür gebaut, Wassermassen aufzunehmen, die beim schlimmsten Regen innerhalb von fünf Jahren auftreten - also knapp 10 Liter pro Quadratmeter«, erläutert Mucke. Deshalb sei die Kanalisation am Donnerstag völlig überfordert gewesen.
Kreisweit mussten die Rettungskräfte insgesamt 87 Mal ausrücken. In Herford gab es allein 53 Einsätze sowie 30 in Hiddenhausen. An der Gaußstraße wurde ein Audifahrer von den Wassermassen in seinem Auto eingeschlossen. Außerdem schlug in einem Wohnhaus im Heimstättenweg ein Blitz ein (siehe Bericht in der Freitag-Ausgabe).

Artikel vom 29.07.2006