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Gefriertruhe schwimmt davon

45 Liter Regen pro Quadratmeter überfluten zahlreiche Keller in Pium

Von Alexander Heim (Text und Foto)
Borgholzhausen (WB). Am Freitagnachmittag bei den Ferienspielen war es noch Spaß gewesen - doch am Freitagabend hatten die Einsatzkräfte plötzlich alle Hände voll damit zu tun, gegen unendlich scheinende Wassermassen anzukämpfen. Zahlreiche Keller in der Piumer Innenstadt waren aufgrund des starken Regens bis auf einen Meter Höhe geflutet.

An 15 Einsatzstellen im Stadtgebiet - vorwiegend im Bereich um die katholische Kirche herum - standen die Keller unter Wasser. Dabei maßen die Helfer Pegelstände bis zu einem Meter. »Viele Bürger wählten uns direkt im Feuerwehr-Gerätehaus an«, berichtete Einsatzleiter Wilhelm Wesselmann. Dort wurde eine Dringlichkeitsliste erstellt. »In vielen Häusern halfen sich die Nachbarn schon gegenseitig, um das Wasser aus den Kellern zu bekommen«, sagte Wesselmann. So auch in der Schillerstraße. Dort rief Rentnerin Ida Thiele flugs ihre drei Enkel zu Hilfe. Die machten sich aus Hörste auf den Weg, um ihrer Oma sowie den anderen Nachbarn beim Schöpfen des etwa 50 Zentimeter hoch stehenden Wassers aus dem Heizungskeller zu helfen.
Am schlimmsten betroffen war laut Wesselmann der Straßenzug um den Klockenbrink, die Martin-Luther-Straße sowie der Masch. Hier waren die Wassermassen in das Bürgerhaus eingedrungen, fluteten dort das Kaminzimmer sowie den Fahrstuhlschacht. Auch die Anwohner der niedrig gelegenen Teile des Barenbergweges - etwa um den Hof Sloothaak herum - hatten mit den Fluten zu kämpfen.
Besonders bitter wurde der Regenguss für eine Familie am Klockenbrink: »Als wir im Keller nach dem Rechten sehen wollten, schwamm die Gefriertruhe bereits auf den Wasser«, sagte der Hausbesitzer. Auf 80 Zentimetern Höhe hatte sich das feuchte Nass emporgearbeitet und floss nicht mehr ab. Im Gegenteil: »Sogar die Kellertür hatte es aus den Angeln gehoben - auch sie kam mir entgegengeschwommen«. Anwohner des Klockenbrinkes wateten knöcheltief in einem See, der normalerweise die Straße war.
Der erste Einsatzbefehl hatte die Feuerwehrleute dabei zunächst in die Ravensberger Straße geführt. Dort wurden Helfer, die in den Vorbereitungen zu einer Hochzeitsfeier steckten, vom plötzlichen Wassereintritt ins Schützenhaus überrascht. »Wir haben dort einen Damm aus Sand gebaut«.
Waren am Freitagvormittag noch 20 Liter Regen je Quadratmeter gefallen, so maß Michael Schlenz an der Kläranlage während des Gewitters 45 Liter pro Quadratmeter. »Zum Teil wurden die Kanaldeckel aus den Fassungen gehoben«, sagte Löschzugführer Wesselmann, der im Laufe des Einsatzes auch die Kameraden des Löschzuges Bahnhof verständigte. Diese rückten ebenfalls mit vier Fahrzeugen und 16 Mann aus, um die Wassermassen aus den Kellern auf die Straße zu pumpen. Bis ein Uhr morgens waren die Kameraden im Einsatz. Und konnten am Sonntagmorgen um neun Uhr erneut ausrücken. Da nämlich stellte sich heraus, dass auch Kellerräume im Schüco-Betriebskomplex unter Wasser standen.
»Der Wetterdienst hatte schon vor dem Regen eine Gewitterzelle ausgemacht, die aber nur Borgholzhausen getroffen hat, um dann nach Herford abzuwandern. Die anderen Kommunen im Altkreis sind von dem starken Regen verschont geblieben«, zog Wilhelm Wesselmann Bilanz.

Artikel vom 31.07.2006