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Nahost-Krise bei Entscheidung bedenken

Durch Schließung des Asylbewerberheimes am Hölmerweg könnte Stadt Kosten senken

Von Oliver Horst (Text und Foto)
Versmold (WB). Die schweren Konflikte im Nahen Osten könnten sich auch auf Entscheidungen in Versmold auswirken. Wie im Interview mit dem VERSMOLDER ANZEIGER am 1. Juli angekündigt, beabsichtigt Bürgermeister Thorsten Klute das städtische Asylbewerberheim am Hölmerweg künftig nicht mehr zu nutzen und möglicherweise zu verkaufen. Sollte aber ein Flüchtlingsstrom einsetzen, könnte die Immobilie doch noch gebraucht werden.

»In den vergangenen Jahren ist die Zahl der aufgenommenen Asylbewerber in Versmold wie auch bundesweit deutlich gesunken«, sagt Thorsten Klute. Vor diesem Hintergrund biete sich die Aufgabe des Asylbewerberheimes am Hölmerweg an, weil die Kapazität des zweiten Heimes an der Bundesstraße mit maximal 72 Personen derzeit ausreichend wäre. »Auch bei einer Zusammenlegung beider Heime hätten wir noch eine gewisse Reserve«, sagt Klute. Im Wohnheim am Hölmerweg sind derzeit 49 der 69 Asylbewerber in Versmold untergebracht.
Durch die Aufgabe eines Standortes ließen sich für die Stadt Instandhaltungs- und Bewirtschaftungskosten einsparen. »Dieser Effekt würde deutlich die Summe übertreffen, die wir im Falle einer vorzeitigen Auflösung des Standortes an das Land zurückzahlen müssten, das damals die Einrichtung mit unterstützt hatte.« Klute beziffert die mögliche Rückforderung auf 11 000 Euro. Erst 2015 liefe die Frist ab, nach der keine Mittel mehr zurückzuzahlen wären. Politisch beraten solle über die Auflösung des Asylbewerberheimes am Hölmerweg der Haupt- und Finanzausschuss am 8. August.
Mit besonderer Aufmerksamkeit blickt Klute derzeit auf die Entwicklung in der Krisenregion Naher Osten mit dem Konflikt zwischen Israel und Libanon sowie der Lage im Iran. »Wenn ein starker Flüchtlingsstrom nach Europa einsetzt, wird dies natürlich wie in jeder anderen deutschen oder europäischen Stadt auch Auswirkungen auf unsere Unterkünfte haben. Diesen Gedanken müssen wir bei unserer Überlegung zur Aufgabe oder anderweitigen Nutzung des Asylbewerberheimes am Hölmerweg berücksichtigen.« Gleichwohl rechnet Klute im schlimmsten Fall nicht mit so hohen Asylbewerberzahlen wie Anfang der 90er Jahre: »Eine 1993 erfolgte Grundgesetzänderung hat für deutliche Einschränkungen gesorgt.«
Ursprünglich war das heutige Asylbewerberheim am Hölmerweg ein Altenheim, etwa ab Mitte der 60er Jahre diente es der Loxtener Privatfleischerei Reinert als Unterkunft für Arbeiter. Anfang der 90er Jahre wurde das Gebäude dann von der Stadt erworben. Aktivitäten, um schon jetzt die Chancen eines Verkaufs der Immobile auszuloten, hat die Stadt bislang nicht unternommen. Zunächst ist die Politik gefragt, eine Entscheidung zu treffen.

Artikel vom 01.08.2006