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Ein Wiedersehen in Ostwestfalen

Handball: SGBD-Coach Rüdiger Traub und Andreas Bock sagen der Bundesliga ade

Von Lars Krückemeyer
Spenge/Bünde (BZ). Sie kennen sich seit dem 14. Lebensjahr, durchliefen gemeinsam DDR-Auswahlmannschaften, wagten nach dem Fall der Mauer ohne zu zögern den Wechsel in den Westen und »fanden« schließlich in der Handball-Bundesliga bei GWD Minden wieder zusammen. Die Rede ist von Rüdiger Traub und Andreas Bock (beide 37), die sich nach zwei gemeinsamen Jahren beim TuS Spenge endgültig vom Bundesliga-Handball verabschiedet haben. Traub ist neuer Trainer beim Bezirksligisten SG Bünde-Dünne.

»Wir sind gute Freunde geworden«, sagt Traub, der wie Bock in Ostwestfalen längst seine Heimat gefunden hat. Dabei schienen sich die beiden nach ihrer erfolgreichen Jugend- und Juniorenzeit schon fast aus den Augen verloren zu haben. Rüdiger Traub (Stammverein Jahn Bad Freienwalde) und Andreas Bock (Stammverein Motor Bernburg) besuchten im Alter von 14 Jahren die »Kinder- und Jugend-Sportschule« und spielten inzwischen für den ASK Frankfurt/Oder (Traub) und den SC Magdeburg (Bock). Während Rechtsaußen Traub als Kapitän der Junioren-Nationalmannschaft ins damalige Frankfurter Männer-Team wechselte, 1990 DDR-Meister und Vize-Europapokalsieger wurde, hatte es Kreisläufer Bock im SCM-Kader deutlich schwerer - die Wege trennten sich für einige Jahre und auch der Kontakt der beiden brach ab.
Als dem damals 21-jährigen Sportstudenten Rüdiger Traub nach der »Wende« ein Angebot des VfL Fredenbeck vorlag, musste er nicht lange zögern. »Ich spielte ja in einem Armee-Sport-Club und keiner wusste, ob und wie es da weitergeht«, griff Traub sofort zu und spielte von 1990 bis 1995 in der gefürchteten Geestlandhalle, »wo wir mit Binjo Tluczynski und Christian Schwarzer einige große Mannschaften geschlagen haben«.
Andreas Bock musste zunächst kleinere Brötchen backen, wechselte zum Regionalligisten SpVg. Versmold sowie zu den Zweitligisten Göttingen 05 und GWD Minden. Wenige Tage nachdem Bock mit Minden im Mai 1995 den Aufstieg in die 1. Liga geschafft hatte, feierte man ein Wiedersehen. »Das war im Festzelt bei der Aufstiegsfeier, zu der ich als Neuzugang eingeladen war«, erinnert sich Traub.
In der nach zehn Jahren Abstinenz »ausgehungerten Handball-Stadt Minden« (Bock), in der auch gesellige Termine wahrlich nicht zu kurz kamen, erlebten beide die fünf sportlich interessantesten Jahre ihre Karriere. Neben Weltklasse-Spielern wie Stephane Stoecklin, Talant Dujshebaew, Magnus Andersson oder Aleksandr Tutschkin reichte es jedoch meist nur zu einem gesicherten Mittelfeldplatz und einer Teilnahme an der Pokalendrunde 2000.
Nach dem Abschied im Jahr 2000 trennten sich die Wege des Duos erneut. Bock verhalf dem Regionalligisten TuS Spenge zum souveränen Zweitliga-Aufstieg, während Traub in Bad Salzuflen (2. Liga) ein Desaster erlebte. »Es gab finanzielle Probleme und schließlich habe ich in der Rückrunde die Brocken hingeworfen. Das war die negativste Erfahrung in meiner Karriere!« Nach zwei Jahren bei der HSG Augustdorf/Hövelhof hatte sich Traub zum Ende seiner Karriere schon »riesig« darauf gefreut, noch einmal mit »Bocki« zusammen zu spielen, doch während Traub nach Spenge ging, zog es den Kreisläufer zu Eintracht Hildesheim.
Nach Bocks prompter Rückkehr gingen beide dann aber in den Spielzeiten 2004/05 und 2005/06 doch noch einmal gemeinsam auf Torejagd. Schade nur für Bock (»Die fünf Jahre in Spenge und das Aufstiegsjahr in Minden waren die schönste Zeit«), dass seine Bundesliga-Laufbahn durch einen Fußbruch im Februar abrupt beendet war. »Wir hatten trotz des hohen Spaßfaktors in der Spenger Mannschaft immer den Ehrgeiz, es den Jungen zu zeigen«, war auch Traub mit seiner letzten Station zufrieden.
So ganz vom Handball lassen können die beiden Routiniers (noch) nicht. Bock, Anlageberater bei einem Bielefelder Geldinstitut, wechselte zum Oberligisten HCE Bad Oeynhausen, wo er nach dem Weggang seines ehemaligen Mindener Mannschaftskameraden Joachim Sproß (GWD II) sogar zum Spielertrainer empor stieg. »Wir haben eine ambitionierte Mannschaft und wollen in zwei Jahren an der Regionalliga anklopfen«, meint der B-Lizenz-Inhaber, der beim TuS Spenge zuletzt Co-Trainer war. Rüdiger Traub soll als Spielertrainer den Neuaufbau beim Bezirksligisten SG Bünde-Dünne leisten. »In zwei Jahren wollen wir wieder in der Landesliga spielen«, hat auch der Diplom-Kaufmann, der bei einer Herforder Modefirma im Marketing-Bereich angestellt ist, ehrgeizige Ziele.

Artikel vom 01.08.2006