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Als die chinesischen Fischer
den Poeten retten wollten

Der Drachenbootsport hat seinen Ursprung vor über 2000 Jahren


Minden/Espelkamp (WB). Der Drachenbootsport gehört weltweit zu den wachstumsstärksten Sportarten. Seine Ursprünge sind vor über 2000 Jahren im damals politisch instabilen China zu finden. Dort entstand zu jener Zeit eine von Ritualen und spirituellen Glaubensvorstellungen gefüllte Tradition. Legenden berichten über das erste Drachenbootfestival in Zusammenhang mit dem Tod des Staatsmannes und Poeten Qu Yuan. Dieser wurde auf Grund seiner Reformpolitik im 3. Jahrhundert v. Chr. vom Königshof verbannt und widmete sich anschließend in einer Provinz der Dichtkunst, verfasste u.a. eines der einflussreichsten Werke der chinesischen Dichtkunst - das Li Sao. Seiner Meinung nach reichte seine Dichtkunst als Kritik aber nicht aus, so dass er zu drastischeren Mitteln griff - Qu Yuan stürzte sich am fünften Tag im fünften Monat in die Fluten des Flusses. Daraufhin stürzten Hunderte von Fischern in ihren Booten los, um den Poeten zu retten. Sie lieferten sich untereinander ein richtiges Wettrennen - Qu Yuan sollte um jeden Preis gerettet werden. Die gefährlichen Fische versuchten die Fischer mit lautem Trommeln und starken Paddelschlägen zu vertreiben. Doch ohne Erfolg . . . Seit diesem Tag wird zu Ehren der Fischer und als symbolische Suche nach dem Poeten jedes Jahr ein Drachenbootrennen veranstaltet. Der Drachen steht entsprechend der chinesischen Tradition für Regen, reiche Ernte, Gesundheit und Glück und wurde während der 2000 jährigen Tradition als Symbol gewählt. Jedes Drachenbootrennen wird in China noch heute durch ein Ritual begleitet: Die Erweckung des Drachen. Hierfür wird ein Auge ausgemalt und Priester berühren während der Zeremonie Kopf, Schwanz, Rumpf und Trommel mit einem Säbel. Magischer Sprechgesang und das Läuten einer Glocke begleiten das Ritual. Davon versprechen sich die Sportler Erfolg und Glück bei den Wettkämpfen.
Auf Drachenboot-Regatten in westlichen Ländern dürfte vielmehr der Sport im Vordergrund stehen und nicht das Ritual, doch verbindet man auch hier mit den Rennen und den mystisch wirkenden Booten einen Teil dieser 2000-jährigen Tradition. Heutzutage besitzen Drachenbootrennen nicht nur in Südostasien einen sehr hohen gesellschaftlichen Stellenwert. In Europa hat sich der Drachenbootsport in den letzten zehn, 15 Jahren zu einer echten Trendsportart entwickelt, die von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen in ihren Bann zieht, nicht nur Wassersportler. Die Größe der Boote verschafft Mannschaften bis zu 20 Paddler/innen plus Steuermann und Trommler die Möglichkeit im Wettkampf gegeneinander anzutreten. Hier kommen vor allem soziale Komponenten, wie z. B. Teamgeist oder Gruppendynamik zum Tragen, die das Einzigartige dieses Sportes ausmachen. So haben neben den Vereinsmannschaften auch Fun- und Firmenteams einen großen Stellenwert bei diesem Sport. Letztere sind Teams, die aus Paddlern bestehen, die ohne große Vorerfahrung und ohne intensives Training diesen Sport betreiben und in der Regel nur zu den Rennen ins Boot steigen. So soll auch der Weserdrachen-Cup wieder dazu beitragen, möglichst viele verschiedene Menschen und Kulturen in die Drachenboote zu bringen.

Artikel vom 27.07.2006