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Rat und Hilfe bei
existenziellen Krisen

Anlaufstelle für Schwangere und Familien

Von Karin Koteras-Pietsch
Herford (HK). Wenn es um Probleme geht, sei es in der Familie oder auch in der Teilfamilie, ist das Diakonische Werk sozusagen das »Mädchen für alles«. Seit 29 Jahren ist dort die Beratungsstelle für Schwangerschaft, Familie und Sexualität - früher Jugend- und Familienberatung - ansässig. Gudrun Freigang, Bärbel Geisler-Hadler und Heike Wellner bieten hier Einzel-, Paar- und Gruppen-Beratung in den Bereichen Schwangerschaftskonfliktberatung, Schwangerschaft und Familie, Sexualität und Familienplanung, und Sexualpädagogik an.
Sie bieten in der Beratungsstelle für Schwangerschaft, Familie und Sexualität Hilfe und Unterstützung an: (v.l.) Gudrun Freigang, Bärbel Geisler-Hadler und Heike Wellner.Foto: Karin Koteras-Pietsch

Bei der Schwangerschaftskonfliktberatung geht es um die im Strafgesetzbuch geregelte Pflichtberatung, die Frauen in Anspruch nehmen müssen, die den Abbruch einer Schwangerschaft beabsichtigen. Die gilt nicht für Schwangerschaften nach einer Vergewaltigung oder wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist (medizinische Indikationen).
»Wird eine Frau ungewollt schwanger, steckt sie immer in einer Krise«, wissen die Beraterinnen. Der Gedanke an einen Abbruch zeige häufig, dass einiges im Argen liege, zum Beispiel in der Partnerschaft. 336 Frauen kamen im vergangenen Jahr in die Schwangerschaftskonfliktberatung. Ein Teil von ihnen hatte sich bereits entschieden, manche waren noch unsicher, was einen Abbruch anging. Die meisten Frauen waren zwischen 20 und 30 Jahren alt. Während der Beratung erhalten die Frauen, die alleine kommen, mit ihrem Partner, ihrer Mutter oder einer Freundin, unter anderem Informationen darüber, wie es nach dem Abbruch weitergehen kann.
Manche Frauen brauchen auch mehrere Gespräche, um zu einer Entscheidung zu kommen. »Eine Frau zu stärken, eine eigenverantwortliche Entscheidung zu treffen, das ist es, was die Beratung ausmacht«, sagen Gudrun Freigang, Bärbel Geisler-Hadler und Heike Wellner. In den Gesprächen müsse im Mittelpunkt stehen, dass die Frau den Abbruch selbst wolle. Eine Frau, die selbst entscheide, könne den Abbruch besser verarbeiten. Schließlich müsse sie mit dem Entschluss leben. Die meisten Frauen, die eine Abtreibung planten, seien bereits Mutter und wüssten, was es bedeute, ein Kind groß zu ziehen. In der Beratungsstelle haben sich in 2005 übrigens 17 Frauen gemeldet, die über eine Abbruch nachgedacht, ihr Kind dann aber doch bekommen haben.
Ein weiterer Bereich der Beratungsstelle ist die Schwangerenberatung. Sie richtet sich an Frauen, die ein Kind bekommen wollen, deren Situation aber nicht ganz unproblematisch ist. Sie erhalten Informationen, wie es nach der Geburt weitergehen kann, zum Beispiel, wenn der Partner gegangen ist oder finanzielle Probleme anstehen. Die Frauen bekommen Hilfsangebote im Umgang mit den Behörden oder Infos im Zusammenhang mit der Schwangerschaft oder der Entbindung.
Die Schwangerenberatung wurde in 2005 982-mal in Anspruch genommen, darunter waren 227 Paarberatungen. Die meisten Frauen waren zwischen 18 und 26 Jahren alt und hatten noch keine Kinder. Die Frauen werden längerfristig auch über die Geburt hinaus begleitet. Die Beraterinnen geben aber auch Hilfe und Unterstützung nach Tot- oder Fehlgeburten.
An Männer, Frauen, Jugendliche und Paare mit sexuellen Problemen wendet sich die Sexualberatung. »In diese Sprechstunde kommen Paare, die Probleme mit Lustlosigkeit oder Fragen zur Verhütung haben, oder Mütter, die befürchten, ihr Kind sei homosexuell«, nennen die Beraterinnen nur einige Beispiele. Dabei sei die Hemmschwelle oft sehr groß. Wichtig, so die Fachfrauen, sei in diesem Zusammenhang sicher der Hinweis, dass diese, wie alle anderen Beratungen kostenfrei sei. »Außerdem ist bei der Sexualberatung, wie bei jeder Beratung, absolute Schweigepflicht und Anonymität selbstverständlich.«
Mit Sexualität beschäftigt sich schließlich auch der Bereich Sexualpädagogik. Heike Wellner bietet Veranstaltungen zu diesem Thema für Lehrer, Erzieher, Pfarrer oder Sozialpädagogen an, aber auch für Gruppen in Schulen, für Jugendliche von 14 bis 15 Jahren.
Neben dem Beratungsangebot können in der Beratungsstelle im Diakonischen Werk Herford, Auf der Freiheit 25, auch Anträge auf einen Zuschuss zur Babyausstattung gestellt werden. Möglich ist dies dienstags von 8.30 bis 12 Uhr und mittwochs von 14 bis 16 Uhr.
Termine werden in der Beratungsstelle für Schwangerschaft, Familie und Sexualität montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr sowie montags bis donnerstags von 14 bis 16 Uhr vergeben, % 0 52 21/59 98 64. Gespräche werden zudem dienstags von 14 bis 16 Uhr ohne Anmeldung angeboten.
www.diakonie-herford.de

Artikel vom 27.07.2006