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Bei Strompreisen wird Gas gegeben

Zweistellige Prozenterhöhung zum Jahreswechsel? - Auch Gas wird teurer

Von Stefan Küppers
Halle (WB). Die Verbraucher sollten mehr denn je über Energiesparen nachdenken. Denn zum Jahreswechsel 2007 werden auch in Halle die Strompreise wieder kräftig anziehen. Wie hoch genau vermochte Heinz-Hermann Remmerbach vom TWO-Geschäftsbereich Handel & Vertrieb gestern noch nicht zu sagen. Allerdings plant der Strom-Vorlieferant RWE nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung von gestern eine Erhöhung um gleich elf Prozent.

Die Energiekosten werden wohl auch beim von der TWO vertriebenen Erdgas weiter steigen. Remmerbach meinte hierzu auf Nachfrage des WB, dass zum 1. Oktober möglicherweise eine Erhöhung um 2 bis 2,5 Prozent kommt. Zum 1. Juli erst hatte der Haller Energieversorger TWO den Gaspreis um durchschnittlich 0,65 Prozent gesenkt. Remmerbach: »Wir wollen die Preisvor- aber auch -nachteile auf dem Gasmarkt möglichst zeitnah an die Kunden weitergeben«, erläuterte Remmerbach.
Beim Erdgas wirken um die zwei Prozent Erhöhung geradezu moderat, während beim Strom mit womöglich elf Prozent Teuerung richtig Gas gegeben würde. Unterm Strich liegen die TWO mit ihrem Strompreis landesweit immer noch im Mittelfeld. Doch auf Preiserhöhungen der Vorlieferanten wie RWE und Stadtwerke Bielefeld muss auch in Halle reagiert werden.
Wie hoch die Strompreiserhöhung genau ausfallen wird, errechnen Remmerbach und Kollegen derzeit. Bis Mitte August muss ein Antrag zur Genehmigung zum NRW-Wirtschaftsministerium rausgehen. Die TWO hofft, dass dann pünktlich bis Mitte November eine Genehmigung vorliegt. Tut sie das nicht, könnte eine Erhöhung womöglich erst zum 1. Februar oder gar später in Kraft treten. In diesem Jahr trat die bereits zum 1. Januar 2006 geplante Strompreiserhöhung um neun Prozent erst zum April in Kraft, weil Düsseldorf so schnell nicht »mitspielte«. Die Mehrkosten blieben bei den TWO hängen.
Der »Papierkram« hat auch durch die Neuregelung bei den Stromnetzentgelten erheblich zugenommen. Einer neuen Regulierungsbehörde müssen die Versorger ihre Kalkulation für das Stromnetz offenlegen, wobei um die Details lang und ausgiebig seit mehr als einem Jahr diskutiert werden muss. »Das bedeutet viel Mehrarbeit«, drückt sich Remmerbach bewusst vorsichtig aus.
Der Stromverbraucher zahlt nach Auskunft des Fachmanns mittlerweile wieder soviel wie vor der Liberalisierung des Strommarktes 1998, die eigentlich sinkende Preise bringen sollte. Doch durch Stromsteuer, Abgaben für Kraftwärmekoppelung und erneuerbare Energien seien die Preise wieder auf altes Niveau gestiegen. Hinzu kommen höhere Preise auf der Leipziger Strombörse, die laut Remmerbach seit Jahresbeginn um bis zu 40 Prozent anstiegen. Aktuell wirken sich auch die wegen Hitze zurückgefahrenen Kraftwerkskapazitäten aus.

Artikel vom 27.07.2006