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Hitze schlägt auf Wasserrechnung

Verbrauch schon um 20 Prozent gestiegen - einen Engpass aber gibt es nicht

Von Bärbel Hillebrenner
Bad Oeynhausen (WB). Die Menschen schwitzen. Und das bereits in der achten Woche. Temperaturen von jenseits der 30 Grad lassen den Wasserverbrauch nach oben schnellen. Das Wasserwerk verzeichnet eine Steigerung von 20 Prozent.

Wolfgang Hase arbeitet im Pumpwerk Rehme. Dort, in dem bizarren Gehry-Bau in den Weserwiesen, hat er einen kühlen Arbeitsplatz. »Da beneiden mich schon viele drum«, lacht er. Jeden Morgen geht sein erster Blick auf die Schalttafel: Wie hoch war der Wasserverbrauch gestern? Steigt er heute noch weiter an? Läuft die Kühlung korrekt? Arbeiten die Pumpen ordnungsgemäß? »Das müssen sie nämlich, sonst sinkt der Wasserpegel in den umliegenden sechs Hochbehältern und es würde einen Notstand geben«, erklärt der Leiter der Stadtwerke, Hans-Joachim Söllinger. Dessen Schreibtisch steht zwar nicht im kühlen Rehmer Pumpwerk, dennoch ist er mit seinem Mitarbeiter Wolfgang Hase stets in Kontakt, um die Entwicklung des Verbrauchs erfassen zu können.
Vergleiche mit anderen Sommermonaten werden natürlich nicht täglich vorgenommen. »Der Bundesverband der Gas- und Wasserwirtschaft hat aber schon bekannt gegeben, dass bundesweit ein Mehrverbrauch von rund 20 Prozent festzustellen ist«, sagt Söllinger. Auch für Bad Oeynhausen könne er diese Zahlen bestätigen. »Das ist doch klar: Derzeit wird nicht nur einmal, sondern mehrmals täglich geduscht.« Darüber hinaus würden Rasen und Blumenbeete gesprengt, Kleidung häufiger gewaschen - die Hitze fordert ihren Preis, im wahrsten Sinne. Denn die angestiegene Entnahme aus dem Leitungsnetz würde sich auch am Ende des Jahres auf den Abrechnungen bemerkbar machen. Dabei würden die Stadtwerke, so Söllinger, in den vergangenen Jahren einen Rückgang verzeichnen: »Der Bürger spart eben auch am Wasser. Nur jetzt, während der langen Hitzewelle, da wird es ihm dann doch egal sein«, vermutet der Geschäftsführer der Stadtwerke. 1,60 Euro kostet der Kubikmeter - doch was dem Bürger teuer, ist dem Wasserwerk gerade recht. Hans-Joachim Söllinger: »Wir machen durch die Hitzeperiode natürlich auch einen besseren Umsatz.«
Die durchschnittliche Tagesmenge pro Bürger beträgt - bei normaler Temperatur - rund 124 Liter. Derzeit liegt der Verbrauch bei rund 150 Liter. In dieser Menge enthalten sind sämtliche Tätigkeiten, wie Gartenbewässerung, Toilettenspülung, Baden und Duschen, sowie auch das Wasser für Nahrungszubereitung oder nur fürs Trinken.
Einen Engpass wird es jedoch in der Wasserversorgung - auch bei anhaltender Hitze - nicht geben. »Das konnten wir selbst im Jahrhundertsommer 2003 nicht vermelden«, erinnert sich Söllinger. Die Wasserversorgung im nördlichen Bereich der Stadt läuft über den Wasserbeschaffungsverband Wiehen, die südlichen Stadtteile werden aus eigenen Brunnen in Rehme und im Flachssiek beliefert. Im Flachssiek können pro Stunde 50 bis 60 Kubikmeter, in Rehme sogar maximal 400 Kubikmeter aus der Erde geholt werden. Sechs Brunnen gibt es allein am Pumpwerk. »Zurzeit aber pumpen wir stündlich 175 Kubikmeter in den Zwischenbehälter«, sagt Wolfgang Hase.
Dort wird das Reservoir auf 12 Grad Celsius gekühlt - und weiter über zwei Netzpumpen mit lautem Getöse zu den sechs Hochbehältern Demberg, Wiesental, Wenden, Flachssiek, Kappenberg und Ebenöde gedrückt. Hase: »Und von dort aus gelangt das Wasser dann in die Haushalte.« Der Pegel in den Hochbehältern ist immer gleich. Wird der Wasserhahn in den Haushalten häufiger aufgedreht und würde dadurch ein Absinken des Pegels drohen, wird sofort nachgepumpt. Auch diese Behältermenge hat Wolfgang Hase in Rehme täglich im Blick - rein vorsorglich.

Artikel vom 26.07.2006