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Sonja Janzen kämpft
aus Leidenschaft

Ex-Schützenkönigin eröffnet Schule

Verl (köh). Bange machen gilt nicht, schon gar nicht für Sonja Janzen aus Verl. Die 53-jährige Kauffrau hat sich einem Sport verschrieben, in dem »frau« sich bei Männern erst mal Respekt verschaffen muss. Sie hat's geschafft und ist heute Trainerin für die Kampfkunst Wing Tschun.

»In den ersten Jahren habe ich es beim Wing Tschun zu 99 Prozent mit Männern zu tun gehabt«., erinnert sie sich. Dabei sei diese Kunst der Selbstverteidigung alles andere als Männersache, wie sie betont. Ja, sie sei sogar von einer Frau begründet worden. Eine chinesische Nonne hat die Technik aus der Beobachtung von Tieren in der freien Natur entwickelt und sie an Frauen weitergegeben, die sich vor Übergriffen von Männern schützen wollten. »Und das konnten sie und zwar sehr effektiv«, wie Sonja Janzen betont. Denn man müsse keine muskulöse Kampfmaschine sein, um Wing Tschun erfolgreich anzuwenden. »Im Grunde ist es eine Sportart für jeden«, meint die Verlerin, die Wing Tschun seit sieben Jahren mit Leidenschaft ausübt und keinen Lehrgang bei Großmeister Sifu auslässt. »Man braucht keine sportlichen Voraussetzungen, man kann mit zwölf Jahren beginnen, es gibt keine Altersbegrenzungen, und mit artistischen Hochleistungen hat Wing Tschun nichts zu tun«, erklärt sie. Aber über eines müsse sich jeder im klaren sein, der sich auf Wing Tschun einlasse: »Man kann nicht in sieben Wochen lernen, sich gegen Angreifer zu verteidigen.
Das braucht Zeit. Man muss sicher werden und auch in Paniksituationen noch klar reagieren können.« Außerdem lerne man auch mit sanften Mitteln eine schwierige Situation zu meistern. Das habe sich bei vielen Trainingsstunden mit Polizisten in Bielefeld gezeigt, erzählt sie.
Wer aber einmal Blut geleckt hat und sich nicht vor dem einen oder anderen blauen Fleck scheut, findet im Wing Tschun ein Rund-um-Training, dass total fit macht, das Selbstbewusstsein stärkt, dem Alltagsstress Paroli bietet, sogar gegen Rückenprobleme und dem Kreislauf auf die Sprünge hilft. »Ich habe alles ausprobiert: Fitnessstudio, Joggen und so weiter. Alles war mir zu langweilig«, erzählt Sonja Janzen. Als Tochter Annika sie auf das Wing Tschun stieß, war es mit der Langeweile vorbei. »Das war's auf Anhieb.« Nicht zuletzt war es auch der Sport in der Gruppe, der für die 53-Jährige den Ausschlag gab. Mit ihrer Begeisterung möchte sie auch andere anstecken. Vor allem Frauen will sie die Schwellenangst nehmen, ihnen den Weg zu einem neuen Körpergefühl und zu größerem Selbstbewusstsein zeigen. Für dieses Ziel hat sie eine eigene Schule gegründet, die am 2. August im Kleinhans Gymnastikstudio, Goethestraße 14, eröffnet wird (& 0170/9361539). Zweimal in der Woche ist Training (mittwochs von 19.30 bis 21 Uhr und freitags von 18 bis 19.30 Uhr). Den Mitgliedern der Schule stehen aber auch alle anderen Schulen des Wing Tschun Verbandes (wt-rifo/2000 Mitglieder) offen. Für Sonja Janzen ist es selbstverständlich, als bodenständige Verlerin in ihrer Heimatgemeinde die Schule zu eröffnen.
Und hier gibt es auch noch eine zweite Leidenschaft, die auch das Wing Tschun nicht toppen kann: das Schützenwesen. Diese Leidenschaft teilt sie mit Ehemann Rudolf, mit dem sie 2002/03 auf dem Thron der Gilde gesessen hat. Das war eine herrliche Zeit«, schwärmt sie und freut sich schon aufs nächste Schützen-Event: das Bürgerschützenfest im August. »Dann bin ich natürlich dabei.«

Artikel vom 27.07.2006