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Rasen, Rosen und Rabatten

Tag des offenen Denkmals im Klostergarten Marienfeld

Von Stadtarchivar Eckhard Möller
Marienfeld (WB). Rasen, Rosen und Rabatten - so lautet das Motto des diesjährigen Tags des offenen Denkmals am Sonntag, 10. September. Von 11 bis 17 Uhr sind drei Gärten für interessierte Besucher geöffnet: die Bauerngärten am Hof Loddemann und am Hof Ellebracht sowie der Garten am Kloster Marienfeld. Stadtarchivar Eckhard Möller stellt diese Nutz- und Ziergärten in einer Serie vor. Heute: der alte Klostergarten.

Nach altem Vorbild gestaltet ist der Hopfengarten am ehemaligen Zisterzienserkloster Marienfeld. Auf der alten Ansicht des Klosters Marienfeld, die vor etwas mehr als 200 Jahren angefertigt wurde, ist östlich der Wirtschaftsgebäude und daran nach Süden auf der Fläche des heutigen Friedhofs anschließend ein großer Garten mit exakt abgezirkelten Rabatten zu erkennen, an dessen nördlichem und südlichem Ende zwei kleine Gartenhäuschen stehen. In der Mitte dieses Gartens, etwa dort wo heute der Weg zum Parkplatz am Friedhof verläuft, gab es vor 200 Jahren noch zwei kleine Fischweiher. Wie diese Gartenflächen genutzt wurden, ist unbekannt; aber einiges spricht dafür, dass es keineswegs reine Ziergärten waren, sondern Nutzgärten, aus denen die Mönche des Klosters Gemüse und Obst bezogen. Nur der Garten am südlichen Ende, der direkt an die Lutter und den Mühlenteich grenzte, weist eine andere Gestalt auf und dürfte als Ziergarten gedient haben.
Mit der Säkularisation des Klosters im Jahr 1803 ging auch diese mönchische Gartenkultur zu Ende. Die Gärten südlich der Abteikirche dienen heute als Friedhof, die Gärten direkt hinter den östlichen Wirtschaftsgebäuden werden von deren Bewohnern als private Gärten gepflegt und gehegt. Östlich davon erstrecken sich eine große Wiese und ein Garten, den Leonhard Sieweke seit fünf Jahren gepachtet hat. Sein Ziel ist es, auf dem 50 mal 25 Meter großen Gelände eine Gartenkultur zu pflegen, die an die Tradition der Klostergärten anknüpft.
Dementsprechend ist der Garten eine Kombination aus Zier- und Nutzgarten. An den sonnigen Sommernachmittagen fallen sofort die Reihen von üppig blühenden Stockrosen ins Auge und natürlich die Sonnenblumen, die kräftig goldgelb strahlen. Leonhard Sieweke erklärt dem Besucher gern, welch' vielfältige Nutzpflanzen er anbaut. Neben Beerensträuchern und Gemüse sind es drei Gewächssorten, die diesen Garten zu einem besonderen Anziehungspunkt machen. An den hohen Gestängen rankt nicht etwa Bohnenkraut nach oben, sondern Hopfen, den er eigens aus der Holletau, Deutschlands bekanntestem Hopfenanbaugebiet, nach Marienfeld geholt hat.
Erstaunt erfahren Laien, dass es bitteren und süßen Hopfen gibt und dass beide für das Brauen eines guten Bieres unerlässlich sind. Vor dem Hopfen stehen einige Rebstöcke und daneben sogar ein Maulbeerbaum. Auf die Frage, ob er Seidenraupen züchten wolle, antwortet Sieweke verschmitzt: »Da braucht man viele, viele Maulbeerblätter. Dafür reicht mein Bestand nicht aus. Aber später einmal will ich einen Versuch machen«.
Am 10. September gibt es über die Öffnung des Gartens hinaus um 12, 14 und 16 Uhr Führungen.

Artikel vom 28.07.2006