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Namibia: Die vergessene Geschichte

Ausstellung zur Kolonisation

Gütersloh (cu). Namibia und Deutschland sind Staaten, die eine wechselvolle gemeinsame Geschichte haben. Diese Geschichte wird jedoch häufig einfach vergessen oder verschwiegen. Die Wanderausstellung »Erinnert Namibia« in der Martin-Luther-Kirche will den Menschen die Ereignisse in der ehemaligen Kolonie wieder näher bringen.

Entwickelt wurde die Präsentation von der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal. Thema ist die 100-jährige antikoloniale Befreiungsgeschichte Namibias zwischen 1904 und 2004. Das Land liegt an der Südwestküste Afrikas und ist mit 824 292 Quadratkilometern zweimal so groß wie Deutschland, hat aber nur 1,8 Millionen Einwohner.
Der Titel »Erinnert Namibia« ist ein Appell an die deutsche Bevölkerung, sich mit der eigenen Kolonialgeschichte aus der Perspektive der Unterdrückten auseinander zu setzen. Gleichzeitig sollen die Namibier sich um der Zukunft willen an ihren bitteren und blutigen Freiheitskampf erinnern. Um die Ereignisse in dem südwestafrikanischen Land richtig einordnen zu können, infomieren die Stellwände den Besucher zuerst über den Weg Namibias in die Kolonie. Dieser beginnt 1883 mit der Ankunft des Bremer Kaufmanns Adolph Lüderitz und weiteren Siedlern. Kern der Ausstellung ist der zweite Teil, in dem es um den Krieg der Deutschen mit den Herero und Nama zwischen 1903 und 1915 geht. Der Besucher erfährt unter anderem, dass es auch in Namibia Konzentrationslager wie das KZ Swakopmund oder das KZ Haifischinsel gegeben hat. Dort starben insgesamt 7682 Inhaftierte. Außerdem werden die Zusammenhänge zwischen christlichen Missionen und dem Krieg aufgzeigt. Schlussendlich zeigt der dritte Teil der Präsentation Namibias Weg von der südafrikanischen Mandatzeit in die Unabhängigkeit.
Die Resonanz der Besucher war laut Pfarrer Andreas Walczak-Detert bislang fast nur positiv: »Keiner empfand die Ausstellung als nestbeschmutzend, sie wurde eher als mutig und professionell bezeichnet«. Eingebettet ist das ganze in das Eine-Welt-Fest am 19. August vor der Martin-Luther-Kirche. »Schwerpunkt dieses Festes ist der Kontinent Afrika«, erklärt Walczak-Detert. »Wir möchten an einen Erdteil erinnern, der in jüngster Zeit als Ferienziel entdeckt wird, von dessen Geschichte und Lebensbedingungen viele Menschen aber kaum genauere Kenntnisse haben«.
Die Wanderausstellung ist noch bis zum 27. August in der Martin-Luther-Kirche zu den Öffnungszeiten zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 25.07.2006