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»Bisschen was
von Klinsmann«

Pahl mahnt Politik beim Liborimahl

Von Manfred Schraven
Paderborn (WV). Nachdem in den vergangenen Jahren beim »Liborimahl« zumeist führende Repräsentanten der Wirtschaft auf Einladung der Libori-Gilde zum Thema Europa sprachen, ist es Gildemeister Fritz-Wilhelm Pahl gelungen, den Ministerpräsidenten des Saarlandes, Dr. Peter Müller, für den Festvortrag zu gewinnen.

Der christdemokratische Spitzenpolitiker, der bei den jüngsten Landtagswahlen an der Saar zum zweiten Male in Folge die absolute Mehrheit für die CDU einfuhr, sprach gestern Abend an der Pader vor rund 200 Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben zum Thema »Quo vadis Europa - Erweiterung oder Vertiefung?« Zuvor hatte Pahl das neue »Deutschlandbild nach Klinsmann« beschworen, aber auch Paderborns ureigenen gesellschaftspoltischen Leidensweg skizziert.
Deutschland habe sich der Welt in einer unerwartet positiven, sympathischen, unbeschwerten, fröhlichen Art und Weise gezeigt, blickte Pahl auf die WM in Deutschland zurück. »Obwohl wir nicht Weltmeister wurden, waren Pessimismus, Melancholie und Schwermut plötzlich wie weggeblasen.« Maßgeblichen Anteil an dieser positiven Entwicklung hätten Jürgen Klinsmann und seine Mannschaft gehabt.
»Es ist schon unglaublich, was Politiker nicht schaffen, schafften die Fußballer. Sie haben den Beweis erbracht, dass Kreativität, dass neue Ideen und das Beschreiten neuer Wege - was sind Reformen anderes? - zum Erfolg führen.« Sie hätten darüber hinaus gezeigt, dass weiterhin Standfestigkeit, Beharrlichkeit, Unerschütterlichkeit, Verlässlichkeit, Mannschaftsgeist und das Einordnen der Einzelinteressen in das Gesamtinteresse Voraussetzungen für den Erfolg seien.
»Ich glaube, dass auch wir Paderborner am Beispiel Jürgen Klinsmann und seiner Mannschaft lernen können,« schwenkte Pahl über zum »Leiden an der Pader«. Paderborn, im Herzen Deutschlands, sei dank der Menschen, die hier leben, der Landschaft, dank seiner erfolgreichen Wirtschaft, in der aufgrund ihrer mittelständischen Struktur ein besonderes Miteinander zwischen Inhabern und Beschäftigten selbstverständlich ist, eine ganz außergewöhnliche, eine lebensfrohe, liebenswerte und sehr erfolgreiche Stadt.
»Aber«, so Pahl, »seit einigen Monaten leiden wir Paderborner. Es leiden der Bürgermeister, die Fußballfreunde, die Theaterliebhaber und die Fangemeinde von Großveranstaltungen.« Sie alle litten, weil die jeweils erforderlichen Bauten ins Stocken geraten sind, obwohl sie von der überwiegenden Mehrheit der Paderborner gewollt und von der Politik fast einstimmig beschlossen wurden.
Pahl: »Ich habe viel Verständnis dafür, wenn Einzelinteressen artikuliert werden und die Betroffenen versuchen, sie durchzusetzen. Allerdings ist die Politik aus meiner Sicht aufgefordert, dafür zu sorgen, dass Einzelinteressen erkannt und als solche in aller Klarheit in der Öffentlichkeit benannt werden.« (Bericht über den Festvortrag folgt).

Artikel vom 24.07.2006