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Fan-König Franz will die Turnier-Krone

Tennis: »Heimspiel« bei den Internationalen Westfälischen Meisterschaften in Espelkamp

Espelkamp (WB/tz). Unglaublich. Einfach unglaublich. Tobias Kamke war am Ende. Die favorisierte Nummer sechs der Setzliste schied gestern bei den Internationalen Westfälischen Meisterschaften im Halbfinale aus, weil auf der anderen Seite ein Phänomen stand, das sich selbst nicht geheuer war. Lokalmatador Franz Stauder vom TV Espelkamp stürmte mit einer Tennis-Show der Extra-Klasse ins Einzel-Finale.


Bei den »Internationalen Westfälischen Tennismeisterschaften der Herren«, die mit 10.000 US-Dollar Preisgeld dotiert sind, ist Franz Stauder der Star des ITF-Future-Turniers. Eigentlich hat der 29-jährige frühere Tennisprofi, der zweifelsohne zu den talentiertesten seiner Zunft gehörte, bis auf die Matches in der 2. Tennis-Bundesliga für den TV Espelkamp-Mittwald, das Turniertennis an den Nagel gehangen. Doch auf eigener Anlage reizte es ihn ungemein und so startete er noch einmal bei einem ITF-Weltranglistenturnier.
Anfangen musste er in der Qualifikation. Von dort aus startete er seinen Siegeszug, es lief von Match zu Match besser. »So ist es nun einmal. Wenn man mit der nötigen Lockerheit dran geht, dann läuft es wie von alleine«, sagte Stauder. Von alleine - aus der Qualifikation ins Finale! Nach seinem Qualifikationssieg schaltete er in seinem Auftaktmacht des Hauptfeldes den an Nummer fünf gesetzten Schweden Ervin Eleskovic (ATP 579/Blau-Weiss Halle) mit 6:2, 7:6(4) aus und nach einem weiteren Zweisatzsieg über Sascha Hesse (Blau-Weiß Issum) schlug er in der Runde der letzten Acht Donnerstag den Schweizer Stefan Kilchhofer (ATP 776) mit 6:1, 4:6 und 6:3. Zauberte er hier vor allem im ersten Satz fast nach Belieben, so legte er gegen den in der Weltrangliste immerhin an 597 notierten Tobias Kamke noch eine »Schippe« drauf. Es gelang einfach alles. In Zahlen sieht das dann so aus: 6:1, 6:2 - und der Gegner hatte nicht einmal schlecht gespielt. . . Aber die leichten Schwächen im Aufschlagspiel von Krömke waren für Stauder ein gefundenes Fressen und so erzielte der Espelkamper einen direkten Punkt nach dem nächsten. Die Stauder-Gala war wohl auch für seinen Gegner unerwartet, denn der warf schon im ersten Satz entnervt den Schläger. Und die begeisterten Zuschauer guckten sich ungläubig an: »War das schon der erste Satz? Unglaublich!«. Stauder hatte zwischendurch noch die Muße, dem merklich aufgeregten Ballmädchen die richtigen Laufwege und Ballrückgaben zu erklären - um sofort danach wieder den nächsten Zuckerschlag auszupacken. Sein Gegner resignierte früh: »Was hat der nur genommen?«, fragte er verzweifelt. Der Unterlegene zeigte auch »Mitgefühl« für den Sieger, als Stauder eine misslungene Aktion mit einem »schlecht« brüllend kommentierte: »Ja, das ist schlimm. . .«, meinte Kamke nur noch Kopf schüttelnd - und hatte damit nebenbei das Halbfinale aus seiner Sicht zusammen gefasst. Nach Redaktionsschluss wurden das zweite Halbfinale und die Doppel-Semifinals (mit vier TVE-Cracks) beendet. Heute folgen die Finals - garantiert mit »unglaublicher« heimischer Beteiligung. . .

Artikel vom 22.07.2006