24.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gluthitze und Tusch
zum Libori-Auftakt

3000 Gläubige bei der Erhebung der Reliquien

Von Manfred Schraven (Text)
und Wolfram Brucks (Fotos)
Paderborn (WV). Das schmeckte schon fast »nach Fegefeuer«. Selbst Erzbischof Hans Josef Becker stöhnte nach der Pontifikalvesper im Hohen Dom unter schweißnassem Scheitelkäppchen (Pileolus): »Das war eine Tortur.« Die tagelange Gluthitze in Paderborn hatte selbst die dicken Mauern der Kathedrale zu einem Backofen werden lassen.

Trotz der Hitze waren annähernd 3000 Gläubige am Samstagnachmittag in den Hohen Dom geströmt, um im Rahmen der Pontifikalvesper den heiligen Liborius zu feiern. Als der goldene Schrein mit den Reliquien des Paderborner Schutzpatrons unter dem Aufbrausen des Libori-Tusches von den 16 Schreinträgern in Begleitung der bischöflichen Gäste, Ordensschwestern und Missionspatres sowie der Ritter vom heiligen Grab zum blumengeschmückten Hochaltar erhoben wurde, brandete Beifall auf.
In seinem Grußwort hatte Erzbischof Becker zuvor die bischöflichen Gäste, insbesondere den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Ender, begrüßt. In direkter Ansprache betonte der Paderborner Oberhirte: »Wir wissen uns in Ihrer Person in besonderer Weise mit unserem Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI., verbunden und erbitten in dieser Stunde Gottes Segen für Ihren verantwortungsvollen Dienst als Brückenbauer zwischen unserer Ortskirche und der Weltkirche.«
Der hohe Stellenwert des Besuches der päpstlichen Gesandten wurde unterstrichen, als gestern im Pontifikal nicht wie üblich der Erzbischof die Predigt hielt, sondern der Apostolische Nuntius. Erzbischof Ender griff in seiner Predigt das Motto des diesjährigen Liborifestes »Ihr seid Gottes Bauwerk« auf, wies zuvor aber auf die Einzigartigkeit des Libori-Festes in Paderborn hin: »Das ist ein Fest des Glaubens, wie es im hiesigen Raum aus solchem Anlass kein zweites gibt.« Erzbischof Becker hatte am Samstag im Rahmen der Pontifikalvesper schon betont das Leitwort des Liborifestes herausgestellt: »Es erinnert daran, dass nicht nur an dem Gotteshaus aus Stein fortwährend gebaut wird. Nein, es gibt vor allem einen anderen Bau, dem unsere Sorge gilt - und das sind wir, die geistliche Gemeinschaft der Glaubenden.« Im Anschluss an die Vesper mischte sich der Erzbischof mit den bischöflichen Gästen unter die vor dem Paradiesportal wartenden Menschen.
Nach den kirchlichen Feierlichkeiten gab Bürgermeister Heinz Paus vor 350 geladenen Gästen im und vor dem Historischen Rathaus das Startzeichen für das weltliche Libori-Fest. Anschließend ging's zum Bieranstich auf den Liboriberg. Unter den Gästen sah man in fröhlicher Runde die Superintendentin Anke Schröder, Weihbischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Dompropst Dr. Wilhelm Hentze, aber auch den Landesdirektor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe Dr. Wolfgang Kirsch. (Lokalseite 3).

Artikel vom 24.07.2006