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Vielversprechender Start in den Orgel-Sommer

Von Bach bis in zur Moderne: Sechs junge Organisten beeindruckten das Publikum

Herford (man). Der sechste Herforder Orgel-Sommer hätte vielversprechender kaum starten können. Sehr gut besucht war das Konzert in der Marienkirche, das von sechs Studenten der Hochschule für Kirchenmusik bestritten wurde.

Mit viel Applaus bedachten die Zuhörer die Darbietungen der jungen Leute, die eindrucksvoll unterstrichen, welch qualitativ hochwertige Arbeit in Herford geleistet wird. Gleichzeitig dokumentierte die Orgelnacht den internationalen Charakter, der die Hochschule für Kirchenmusik auszeichnet. Aus Russland, Korea, Ungarn und Deutschland stammen die sechs Organisten, die einen kirchenmusikalischen Streifzug durch die Jahrhunderte boten - dabei wirkte der Querschnitt nie beliebig, sondern war sorgfältig ausgewählt.
Während der erste Teil im Zeichen von Bach seinen Schwerpunkt im 17. Jahrhundert hatte (Musik als Abbild göttlicher Ordnung), endete er mit Frank Liszt, dessen Fantasie und Fuge über B-A-C-H zur Moderne des zweiten Teils überleitete. Paul Hindemith, Jehan Alain, Eugene Gigout: Diese Namen stehen für das »freiere« 20. Jahrhundert, um am Ende des dreistündigen Abends doch wieder zu Bach zurückzukehren.
Gespielt wurde überwiegend an der neuen Collon-Orgel aus dem Jahr 2004, die eine Stiftung des Herforder Kaufmanns Dieter Ernstmeier darstellt. Mit dem Namen des Stifters ist auch der Orgel-Wettbewerb verbunden, der in diesem Jahr im November erstmals an der Orgel stattfindet. Für die Koreanerin Han Kyoung Park bedeutete die Orgelnacht eine Art Generalprobe, denn sie wird auch am Wettbewerb teilnehmen.
Dass dieser sich auch großer Wertschätzung seitens des Publikums erfreut, hofft Hochschul-Rektor Professor Rolf Schönstedt. Für den Nachwuchs sind Veranstaltungen wie die Orgelnacht wichtig, denn: »Die Studenten brauchen eine Konzertplattform.« Gleichzeitig erweise sich die Hochschule als bedeutendes Element des Kulturlebens - wobei die Zukunft der Einrichtung in Herford gesichert sei. So laufen zur Zeit Sanierungsarbeiten, die mit Geldern der Landeskirche und der Ernstmeier-Siftung finanziert werden.
Musik und Kirchen haben viele Jahrhunderte überdauert und werden noch Bestand haben, wenn aktuelle Aufgeregtheiten und Tagesmoden längst vergessen sind: In diesem »zeitlosen Charme«, in dem Miteinander von Räumlichkeiten und Kunst, liegt einer der Reize des Orgel-Sommers.
Doch ganz ohne Tagespolitik ging es nicht. So wies Stefan Kagl, künstlerischer Leiter des »Sommers«, auf die Probleme der kirchenmusikalischen Zukunft hin. Anschließend ließ er Unterschriftenlisten herumgehen, die sich an die Westfälische Landeskirche wenden und sich gegen einen Abbau von Kirchenmusikerstellen aussprechen.

Artikel vom 24.07.2006