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Volkstheater soll Spaß machen

Interview mit Kahle-Wart-Regisseur Jürgen Wiemer zur 25. Inszenierung

Kreis Minden-Lübbecke (WB). Das erste Stück, das er auf der plattdeutschen Freilichtbühne »Kahle Wart« inszenierte, hieß »Lock in de Gerechtigkeit«. Inzwischen setzte er weitere 24 in Szene, sorgte damit seit 1994 für beste Unterhaltung unter freiem Himmel. Jürgen Wiemer (52) genießt die Zusammenarbeit mit der Mannschaft, mit der er jetzt die 25. Aufführung erarbeitet hat - die Situationskomödie »Bedde met Froihstücke«. Sie hatte am Samstag Premiere. Jürgen Wiemer zieht im Gespräch mit WESTFALEN-BLATT-Redakteur Wilfried Mattner eine Bilanz von 25 Inszenierungen.

Was fasziniert Sie an der Arbeit auf der Freilichtbühne Kahle Wart?
Ich finde es toll, wer hier mitmacht und auf der Bühne steht. Vom Polsterer über Schüler und Verkäufer bis zum Computer-Spezialisten sind unterschiedlichste Berufe und Charaktere vertreten. Das ist die Gewähr dafür, dass auf der Kahlen Wart richtiges Volkstheater gespielt wird.

Mit welchem Anspruch gingen und gehen Sie an die Arbeit für das Bühnengeschehen?
Wir wollen auf der Freilichtbühne hier im Wiehengebirge dem Publikum kein abgehobenes akademisches Theater zeigen. Unser Ziel ist es vielmehr, dem Besucher gute Unterhaltung zu vermitteln. Und dafür macht die Arbeit allen Beteiligten sehr viel Spaß. Das wird unter anderem auch daran deutlich, dass viele Darsteller seit vielen Jahren dabei sind, es sich also um ein gut eingespieltes Gesamtensemble handelt.

Gibt es ein Stück, dessen Inszenierung Ihnen besonders große Freude gemacht hat?
Nein, einen Favoriten habe ich nicht. Das schönste Werk ist immer das, an dem ich gerade arbeite.

Was ist die Herausforderung an Ihrer Tätigkeit?
Mein Anspruch ist, mit den Darstellern eine gute Arbeit vor einer Kulisse abzuliefern, die sich im Grunde überhaupt nicht ändert. Der Zaun, die Treppen, die Fachwerkgebäude - das alles hat sich in den vergangenen zwölf Jahren nicht geändert und wird so vermutlich auch bleiben. Das Geschehen muss in diese Kulisse passen. Und das geht nur, indem die Stücke auch gemeinsam entwickelt werden.

Gibt es Bühnen-Vorbilder für Sie?
Durchaus - ich bin mit dem Ohnsorg-Theater groß geworden. Es garantiert noch heute gute Unterhaltung. Die wollen wir unseren Zuschauern auch bieten, die hierher kommen, um Spaß zu haben an leichter Theaterkost. Dazu gehört das gesamte Kahle-Wart-Ambiente mit Essen, Trinken und Musik.

Ist die Arbeit an einem Stück abgeschlossen, wenn die Premiere über die Bühne ist, oder gibt es im Laufe einer Spielzeit noch Veränderungen?
Oft setze ich mich bei Aufführungen mitten ins Publikum, um auf diese Weise zu hören und zu spüren, wie die Menschen auf die Gags reagieren. Und wenn ich feststelle, dass es in Mimik, Gestik und Sprache noch Verbesserungsbedarf gibt, wird das bei den nächsten Aufführungen umgesetzt. Im Laufe einer Spielzeit kann sich deshalb so manche Änderung ergeben.

Artikel vom 24.07.2006