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Belz bleibt
Farmhouse
erhalten

Präsident des Jazzclubs ist 65

Harsewinkel (ff). Der Präsident des Farmhouse Jazzclubs Harsewinkel geht in Rente. Jochen (Joachim) Belz aus Warendorf, Gründungsmitglied und seit fast 40 Jahren Vorsitzender einer jazzbegeisterten Clubfamilie, vollendet an diesem Samstag sein 65. Lebensjahr.

»Präsidentenabschied« heißt die Sonderveranstaltung zu seinen Ehren am Sonntag, 30. Juli, auf der er zumindest von einem seiner zwei Jobs Abschied nimmt. Zu diesem Anlass gibt's lockeren Dixieland von »Dr. Jazz« aus den Niederlanden. Indes: Wer Jochen Belz kennt, weiß, dass er freiwillig nie so ganz in Rente geht. Im Hauptberuf als Leiter des Bürgerbüros bei der Stadt Warendorf wird er es wohl müssen. Eine Verrentung im Ehrenamt hat der Vorstand des Jazzclubs vorsorglich ausgeschlossen..
Der Verwaltungslehrling, den die Stadt Warendorf im April 1960 einstellte, konnte sich gar nicht erst zum staubtrockenen Bürokraten entwickeln. Wo sein Herz vielleicht an behördlicher Tätigkeit hing, schlug zur selben Zeit schon der Rhythmus des Jazz den Takt. Die 46 Jahre Treue zur Stadt Warendorf sind kaum mehr als seine Verbundenheit zum Jazzclub Harsewinkel. 1963 zählte er als Trompeter der »Jailhouse Jazzmen« zu den Gründern des Clubs. Sein musikalischer Weg hatte ihn von Bach-Kantaten im Versmolder Posaunenchor zu flotten Jazzklängen geführt. Gern habe er die Trompete gespielt, gesteht er, aber sehr schön sei der Klang wohl nie gewesen. Andere versichern sogar, er habe die Ventile seiner Trompete mit der Wasserpumpenzange nachgestellt.
Sein hintergründiger Humor erreicht auf wohltuende Weise die Gäste im Farmhouse. Abgefärbt hat dieser auf das gut 70-köpfige Team der Aktiven im Jazzclub. Ein Stück unbeschwerte Fröhlichkeit mischt sich bei den Mitgliedern in die freiwillig übernommenen Aufgaben am Würstchengrill, an der Getränkebar, hinterm Rasenmäher oder Staubsauger.
Präsident Jochen Belz bleibt der unermüdliche Organisator im Farmhouse. Rund 25 Veranstaltungswochenenden im Jahr, dazu Jazzbandball, Riverboatshuffle auf dem Kanal in Münster, Wildessen als Dankeschön für die Mitglieder, Nikolausfeier für die Kinder. Er ist der ideenreiche Erfinder von Jubiläumsanlässen und Sammlungen. Sein jüngster Erfolg: die an Sponsoren verkauften Tasten, Hämmer und Saiten zum Erwerb eines neuen Klaviers. Und er bleibt mit seiner sozialen Einstellung ein Vermittler fröhlicher Jazzmusik zu familienfreundlichen Preisen.
Seinen größten Erfolg landete Jochen Belz 1993, als dem Club die Kündigung ins Haus flatterte und der Jazzkotten zum Verkauf stand. Sein Spendenaufruf fand bei Mitgliedern und Freunden einen so großen Widerhall, dass der Club das Haus erwerben konnte. Gesichert wurde damit die Kontinuität der intimen Jazz-Nights unter rauchgeschwärztem Fachwerk und der sonntäglichen Jazz-Matineen im Schatten knorriger Hofeichen.

Artikel vom 22.07.2006