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Doppelbrut auf der Lohe

Naturschützen verweisen dennoch auf schlechtes Jahr für Schleiereulen

Bad Oeynhausen-Lohe (WB). Ähnlich wie bei den Weißstörchen gibt es auch bei den Schleiereulen in diesem Jahr gewaltige Bestandseinbrüche im gesamten Mühlenkreis Minden-Lübbecke. Darauf hat am Freitag der Dehmer Landschaftswart Erwin Mattegiet hingewiesen, auch wenn es auf der Lohe erfreulicherweise derzeit eine Doppelbrut gibt.

»Möglicherweise gibt es durch die nasskalte zweite Maihälfte auch zu wenig Mäuse, die die Hauptnahrung für die nützlichen Nachtjäger bedeuten«, vermutet das Mitglied der Arbeitsgruppe Natur- und Umweltschutz Bad Oeynhausen in diesem Zusammenhang. Mattegiet weiter: »In Jahren mit wenigen Mäusen verzichten Schleiereulen oftmals gänzlich auf eine Brut, können aber schon im folgenden Jahr, wenn es wieder mehr Nager gibt, eine zweites, manchmal sogar ein drittes mal brüten.« So werde der Bestand der Eule von der Natur geregelt, »denn sie gilt erfreulicherweise nicht als potentiell gefährdet.« Der Brutbeginn der Nachtgreife erfolgte in diesem Jahr rund vier Wochen später, so dass Erwin Mattegiet und Gerhard Neuhaus erst jetzt zu der alljährlichen Beringung unterwegs waren. Neuhaus hat die Lizenz zur Eulenberingung von der Vogelwarte Helgoland und ist zuständig für den Kreis Minden-Lübbecke.
In den sonst als sicherer Brutplatz geltenden sechs Trafo-Stationen im Stadtgebiet wurden nur zwei Eulenfamilien vorgefunden. An der Nordstraße in Eidinghausen waren es sechs, und an der Wendener Straße auf der Lohe konnten vier Jungeulen beringt werden. Auf dem Loher Eulenturm gibt es wie in den Vorjahren eine so genannte Doppelbrut. Der Experte: »Im Inneren des Turmes brüten Schleiereulen, während zur gleichen Zeit außerhalb Turmfalken ihre Jungen aufziehen. Obwohl beide ausgesprochene Mäusejäger sind, kommen sich die Nahrungs-Konkurrenten nicht ins Gehege, denn die Eule ist nachtaktiv und der Turmfalke jagt tagsüber, wenn Eulen gewöhnlich schlafen.«
Bei der Beringung werden die Jungeulen dem Nistkasten behutsam entnommen, in einen Transportkasten gesetzt, und dann aus der schwindelnden Höhe des Nistplatzes auf die sichere Erde gebracht. »Dort verfallen sie so gleich in eine Art Schutzstarre, und lassen sich problemlos beringen«, erklärt Mattegiet. »Nur der Bereich der nadelspitzen Krallen muss gemieden werden. Die Alttiere halten sich nur selten am Brutplatz auf, denn sie werden von den stets hungrigen Jungen ständig um Futter angebettelt. Deshalb ruhen sich die Eltern in der Nachbarschaft aus, um Kraft für die Jagdausflüge zu tanken.«
Wer eine Möglichkeit besitzt, einen Schleiereulenkasten auf seinem Dachboden oder Scheune einzubauen, kann sich bei Erwin Mattegiet unter der Rufnummer 0 57 31 / 56 45 melden. Sie sind bei ihm kostenlos erhältlich.
Die Eulennistkästen stammen aus Holzspenden der heimischen Möbelindustrie, die im Berufsbildungswerk des Wittekindshofes gefertigt werden. Seit inzwischen mehr als zehn Jahren ist der Wittekindshof größter Nistkastenproduzent Bad Oeynhausens.

Artikel vom 22.07.2006