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Salzburg strebt
den Rekord an

Die Festspiele starten am Sonntag

Von Irmgard Schmidmaier
Salzburg (dpa). Die Festspielstadt Salzburg rüstet sich im Mozartjahr für eine Rekordsaison: Noch nie wurden so viele Karten aufgelegt, und noch nie wurde so viel Oper gespielt.

Auf dem Programm stehen vom Sonntag an bis zum 31. August alle 22 Bühnenwerke des Komponisten, auch das Frühwerk und Fragmente. Als Höhepunkt gilt »Le nozze di figaro« in Star-Besetzung mit Sängerin Anna Netrebko und Dirigent Nikolaus Harnoncourt. Karten für die Premiere, mit der auch das umgebaute Haus für Mozart am 26. Juli eröffnet wird, kosten regulär bis zu 600 Euro - doch die Aufführung ist siebenfach überbucht, auf dem Schwarzmarkt sollen Summen bis 2000 Euro gezahlt werden.
Intendant Peter Ruzicka, der sich mit der Jubelsaison von der Mozartstadt verabschiedet, wird nicht müde, das »Mozart 22«-Projekt gegen Skepsis und Kritik zu verteidigen. Die Festspiele hätten sehr wohl das Werk des Genies immer berücksichtigt und sich um richtungweisende Inszenierungen bemüht. Doch »der Blick auf den ganzen Mozart fehlt, das darf und soll Salzburg leisten«. Er verspricht »viele Entdeckungen« mit jenen Stücken aus den frühen und mittleren Jahren des Musikgenies, die selten auf den Spielplänen der Opernhäuser stehen.
Doch nicht alle dieser Werke kommen in tatsächlichen Neuinszenierungen und versprechen so viel Frische und Intensität, wie sie Günter Krämer mit seinem »Mitridate« im Vorjahr gelungen ist. Puristen fürchten angesichts von Gastspielen und Koproduktionen etwa mit dem Marionettentheater um die »Festspiel-Qualität«. Als Wiederaufnahmen kommen gefeierte ebenso wie umstrittene Inszenierungen aus der Ära Ruzicka, etwa die erste Zusammenarbeit von Regisseur Martin Kusej und Dirigent Nikolaus Harnoncourt mit »Don Giovanni« und deren ebenso bejubelte Produktion »La clemenza di Tito«.
Stephan Herheims im ersten Jahr völlig verrissene »Entführung« kommt in mehrfach überarbeiteter Version, Graham Vicks missratene »Zauberflöte« aus dem Vorjahr wird dank Sponsoreneinsatzes durch eine neue Fassung von Pierre Audi ersetzt. Ursel und Karl-Ernst Hermann sind mit ihrer von den Osterfestspielen übernommenen »Così fan tutte« und mit »Idomeneo« vertreten.
Im Konzertprogramm legt Ruzicka einen Focus auf Mozart als Bezugspunkt für zeitgenössische Komponisten und präsentiert insgesamt 15 Uraufführungen von Karlheinz Stockhausen über Olga Neuwirth bis Matthias Pintscher. In konzertanter Fassung kommt die Uraufführung von Hans Werner Henzes Oper »Gogo no Eiko« am 26. August auf die Bühne.

Artikel vom 21.07.2006