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»Die Fenster sollten geschlossen bleiben«

Der Oeynhausener Lungenspezialist Dr. Jost Niedermeyer erklärt die Gefahren des Ozons

Dr. Jost Niedermeyer
Bad Oeynhausen (tho). Die Meldungen über die Ozonwerte hören die Menschen wohl, aber die wenigsten wissen so richtig, was es mit der Ozongefahr auf sich hat. Jetzt sollen auch noch Halsschmerzen im Sommer irgendwie mit dem Ozon zusammenhängen. Das WESTFALEN-BLATT hat den Chefarzt der Medizinischen Klinik I des Oeynhausener Krankenhauses, Dr. Jost Niedermeyer, dazu befragt.

Herr Dr. Niedermeyer, die Hitze allein ist für viele Menschen schlimm genug. Warum bekommt man jetzt auch noch Halsschmerzen?Hierfür gibt es viele unterschiedliche Untersachen, deshalb nur einige Schlagworte: Bei der Hitze trocknen die Schleimhäute aus, wenn nicht ausreichend getrunken wird. Dadurch steigt die Infektanfälligkeit. Auch starke Temperaturwechsel durch Klimaanlagen begünstigen Infektionen der Atemwege. Letztlich schädigt auch das Reizgas Ozon, von dem wir in den heißen Sommermonaten immer wieder hören, die Schleimhäute.

Wie wirkt Ozon denn auf Lunge und Atemwege?Ozon ist ein sehr reaktionsfreudiges Reizgas, welches besonders die Schleimhäute, auf die es trifft, schädigt. Hiervon sind insbesondere die Augen und Atemwege betroffen. Lungen-Untersuchungen weisen darauf hin, dass unter Ozonbelastung Allergene tiefer in Schleimhäute eindringen können, so dass möglicherweise Allergien und Asthma-Erkrankungen dadurch zunehmen.

Ist jeder davon betroffen?Nein, die Menschen sind unterschiedlich stark betroffen. Insbesondere Patienten mit Lungenerkrankungen wie Asthma und chronischer Bronchitis klagen über eine Zunahme der Beschwerden.

Führt das zu bleibenden Schäden?Hierzu gibt es noch keine verbindlichen Informationen. In experimentellen Untersuchungen kann man beispielsweise eine erhöhte Krebsrate unter Ozonbelastung nachweisen. Die dafür notwendigen Reizgaskonzentrationen werden bei uns jedoch nicht erreicht.

Und was kann man dagegen tun?Die gesundheitsschädliche Ozonwirkung hängt von der Menge und der Dauer ab, während der man dem Reizgas ausgesetzt ist. Deshalb sollte man in Zeiten hoher Ozonwerte möglichst nicht im Freien anstrengende körperliche Tätigkeiten und auch keinen Sport ausüben. Fenster sollten geschlossen bleiben, um den Ozongehalt in Innenräumen gering zu halten.

Artikel vom 21.07.2006