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Franz Stauder spielt um 15 Uhr

Fast schon verlorenes Spiel auf dem Gauselmann-Court noch aus dem Feuer gerissen

Espelkamp (Les) Der passionierte Tennisspieler und -Fan Paul Gauselmann war begeistert: »Toll, wie der Junge wieder ins Spiel zurückgekommen ist. Die eine Rückhand, Spitze!« Die Bewunderung des Mannes, dessen Name Platz eins der Tennisanlage des TV Espelkamp-Mittwald trägt (Gauselmann-Court), galt Franz Stauder, Mitglied der Zweitliga-Mannschaft des TVE.

Er hatte in einer Hitzeschlacht im Glutofen von Espelkamp seinen Gegner Stefan Kilchhofer aus der Schweiz (dieser hatte den an zwei gesetzten Polen Robert Godlewski rausgeworfen) in drei Sätzen mit 6:1, 4:6 und 6:3 bezwungen.
Der Nachmittag begann so locker, flockig für Stauder. Der erste Satz - ein Kinderspiel. Das 6:1 sagt alles. Doch der Zweite hatte es in sich. Plötzlich ging wenig bei Stauder. Konzentrationsschwächen, die nicht besser wurden dadurch, dass er sich mit allem anderen beschäftigte und laut mit sich redete: »Mann, der war doch nur so ein Stückchen aus.« oder: »Auf diesem Platz kannst Du so einen Ball gar nicht returnieren!« oder: »Mann, in diesen Schuhen läuft aber auch nix!« oder: »Schon wieder die Linie getroffen. Das gibt's doch gar nicht.« Kurz: Stauder traf nichts mehr, gab das Spiel zum 4:5 bei eigenem Aufschlag ab und schlug im folgenden Spiel jeden Return »in die Seife!«
Keinen Pfifferling mehr gaben die Fans an der Seite für Stauder, als dieser nach der 1:0-Führung im dritten satz mit 1:3 hinten lag. Doch Stauder kämpfte sich zurück, verkürzte, glich aus, ging in Führung und hatte die beiden letzten Spiele des Satzes »Schattenspiele«. Sprich: er stand auf der Schattenseite. Und jetzt haderte plötzlich der Schweizer mit sich und der Welt, schmiss den Schläger, feuerte sein Schweißband weg, drosch auf den armen Filzball ein. Es half nichts. wenig später ballte Franz Stauder die »Stauder-Faust«, verwandelte seinen Matchball zum 6:3. »Ich bin völlig fertig,« gestand er glücklich lächelnd. »Mann, das schlaucht vielleicht. Das sechste Spiel in fünf Tagen. Ich war zum Schluss froh, dass ich überhaupt noch stehen konnte.«
Apropos stehen. Zwei Stunden später stand er schon wieder auf dem Platz. Diesmal an der Seite von Hendrik Dreekmann im Doppel, das allerdings erst nach Redaktionsschluss beendet war. Genau wie das Doppel von Gunnar Hildebrand und Robin Albrecht. Doch während Stauder/Dreekmann noch nicht einmal begonnen hatten, hatten Langhorst/Albrink schon den ersten Satz gegen Kilchhofer/Paukku für sich entscheiden können.
Heute nachmittag geht's in Espelkamp weiter. Franz Stauder soll, so ITF-Supervisor Jens Himmelmann, heute um 15 Uhr aufschlagen. Sein Gegner ist dann Tobias Kamke, der gestern den zweiten Schweizer, den an vier gesetzten Jean-Claude Scherrer mit 6:2, 6:2 ausschalten konnte. Halbfinale Nummer zwei, Apostu-Efremov (Rumänien) gegen Sebastian Decoud (Argentinien), soll schon um 14 Uhr beginnen.
Aufmerksamer Beobachter am Rande war natürlich TVE-Trainer Tobias Löhbrink, der sich mit seinem Schützling Stauder über dessen Halbfinal-Einzug freute. Aber die Gedanken des TVE-Trainers sind schon ein paar Tage weiter. Beim Auftakt der diesjährigen Zweitliga-Saison am Sonntag - übrigens wieder mit Childern's Day - gegen den LTTC Rot-Weiß Berlin. Löhbrink: »Ich denke, dass wir in diese Begegnung als leichter Favorit gehen.
Mit dem diesjährigen Spielplan ist der Coach überhaupt rrecht zufrieden. Zu Anfang sind die machbaren Gegner. Löhbrink: »Da müssen wir gleich Punkte für ein Polster holen, damit wir unser Ziel, Rang eins bis vier oder besser, Rang eins bis drei, verwirklichen können.« Als Titelfavoriten sieht der TVE-Coach den Oberhausener THC: »Die wollen zurück in die erste Liga.«
Doch auch dem Solinger TC traut er eine Menge zu. Die Aufstellung für die Sonntagpartie hat er auch schon im Kopf: an eins der Tscheche Tomas Cakl, an zwei der Argentinier Agustin Tarantino, an drei der Tscheche Petr Kralert. »Und die restlichen drei Positionen besetze ich dann mit Gunnar Hildebrand, Markus Menzler und Franz Stauder. Die genaue Reihenfolge entscheide ich erst später.«

Artikel vom 21.07.2006