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Institut Lotse für die Patienten

ZFE: Die Telemedizin gewinnt auch zur Kosteneinsparung an Bedeutung

Bad Oeynhausen (ke). Das Zentrum für klinische Forschung und Entwicklung (ZFE) an der Wielandstraße unterhält wichtige Einrichtungen des Herz- und Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen (HDZ). In einer Serie stellt das WESTFALEN-BLATT die verschiedenen Institute vor. Nach dem Erich- und-Hanna-Klessmann-Institut (WB vom 14. Juli) heute das Institut für Angewandte Telemedizin (IFAT).
Die ambulante Nachbehandlung von Patienten nach Herzklappenoperationen wird telemedizinisch überwacht, was zu enormen Kostensenkungen führt unter Steigerung der Behandlungsqualität.
Da gibt es den Farmer in Südwestafrika, der über Rhythmusstörungen klagt und elektrokardiographische Befunde nach Bad Oeynhausen übermittelt. Aus Moskau und Djakarta laufen Daten über die Bildschirme, viele kommen per SMS. 95 Prozent der Patienten melden sich aus Nordrhein-Westfalen. Etwa 1400 Patienten werden auf diesem Wege versorgt, 600 Kranke mit Gerinnungsproblemen, inzwischen auch 200 mit Fettleibigkeit. 100 tragen geleaste Geräte zwecks ambulanter Diagnostik, wie bei jenem 76-jährigen Detmolder, dessen EKG gerade auf den Schirmen im IFAT aufblinkt. 400 Patienten lassen sich zur Diagnostik verkabeln, um das EKG regelmäßig durch Ärzte des Instituts prüfen zu lassen. 100 tragen die Geräte in ihrer Genesungszeit, der Rehabilitation, und sind »drei Monate online mit dem IFAT verbunden.« Das Institut tritt als Lotse für den Patienten auf, vermittelt Trainingsprogramme, Änderungen des Lebensstils und soziale Gespräche. Medikationskosten können gesenkt werden. Gesetzliche und private Kassen akzeptieren den Ansatz. Mit der TKK laufen Verhandlungen. Die Deutsche Rentenversicherung verweist bisher auf ihre stationären-Reha-Kuren. Im Einsatz sind nicht nur EKG-Apparaturen, sondern auch Blutdruckmess-, Gerinnungsgeräte und Köperwaagen. 15 Mitarbeiter, darunter sechs Ärzte, ein Gesundheiswissenschaftler als Projektmanager, eine Diplom-Oecotrophologin, ein Sport-Pädagoge und Medizinisch-Technische-Assistentinnen gehören gegenwärtig zum IFAT-Team. »Im Mai konnten wir eine ausgeglichene Bilanz vorlegen«, freut sich Institutsleiter Oberarzt Dr. Heinrich Körtke über die finanzielle Seite.
Ziel ist, die Eigenverantwortung der Patienten zu stärken. So ist beim Einsatz einer neuen Herzklappe lebenslange Blutverdünnung nötig. Der Gerinnungs-Wert spielt eine wichtige Rolle, um Komplikationen zu vermeiden. Hierdurch konnten verbesserte Gerinnungstherapien erwirkt werden. Der Zielwert bei der Studie »ESCAT« und seiner Nachfolger wurde herabgesetzt, um die ambulante Nachbehandlung auch auf diesem Gebiet zu verbessern. Ergebnisse publiziert Dr. Körtke in namhaften amerikanischen Zeitschriften.
Schlank mit angewandter Telemedizin (SMART) heißt ein anderes Programm. Der Einfluss verschiedener Kostformen auf den Erfolg einer telemedizinisch betreuten Gewichtsreduktion wird hier an 200 Probanden seit Dezember untersucht. Festgestellt wurde bereits der Vorteil gedämpfter Kost gegenüber Gebratenem. Die Wahrnehmung von Geräuschen mechanischer Herzklappen durch den Patienten wird in einer Verlaufsstudie mit rund 150 Patienten zusammen mit dem Universitätshospital Aarhus (Dänemark) untersucht.
Wegen der Online-Verbindung mit den Patienten ist das Institut rund um die Uhr besetzt. Mit der ambulanten Altenpflege der Johanniter wird gegenwärig ein Modell verhandelt.

Artikel vom 21.07.2006