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In Erinnerung an den 20. Juli 1944

Heute legen wieder Bundeswehr-Rekruten ihr Gelöbnis im Bendlerblock ab

Berlin (WB). Am Jahrestag des missglückten Attentats auf Adolf Hitler legen Bundeswehrrekruten heute wieder ihr traditionelles Gelöbnis auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums in Berlin ab.
Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg (r.) im Frühjahr 1943 in Tunesien im Gespräch mit Friedrich von Broich, dem Kommandeur der 10. Panzerdivision. Wenige Tage später wurde Stauffenberg verwundet und verlor eine Hand und ein Auge.

Im Innenhof des angrenzenden Bendlerblocks waren nach dem Attentat am 20. Juli 1944 vier Widerstandskämpfer erschossen worden. 1999 hatte der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) das Gelöbnis an diesem Ort und Datum ins Leben gerufen, um an die NS-Widerstandsgruppe um Claus Graf Schenk von Stauffenberg zu erinnern.
Die Gastrede hält jeweils ein Politiker aus dem Ausland. Diesmal spricht der britische Verteidigungsminister Desmond Browne zu den 300 Rekruten. Auch 110 britische Soldaten nehmen an der Feier teil. Heute gedenken auch die Stadt Berlin und die Bundesregierung an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Ehrenhof des Bendlerblocks der NS-Opfer. Am Nachmittag ist eine Feierstunde in der Berliner Gedenkstätte Plötzensee geplant, wo zahlreiche Widerstandskämpfer hingerichtet wurden.
Als Tag für ein Attentat war der 20. Juli 1944 gewählt worden. Dieser Termin hatte eine besondere Bedeutung, da der damalige Kanzler Franz von Papen am 20. Juli 1932 Otto Braun durch einen Militär-Streich in Berlin seines Amtes enthoben hatte, was Hitler den Weg zur Macht freigeräumt hatte.
Stauffenberg flog um 7.00 Uhr mit seinem Adjutanten Werner von Haeften von Berlin zum Führerhauptquartier »Wolfsschanze«. Vor Ort gelang es ihnen jedoch nur einen von zwei Sprengsätzen scharf zu machen. Stauffenberg betrat den Besprechungsraum, die räumliche Enge verhinderte, die Tasche mit dem Sprengstoff unmittelbar neben Hitler zu deponieren. Stauffenberg stellte sie weiter entfernt ab und verließ unter einem Vorwand den Raum. Die Sprengladung detonierte 12.42 Uhr in dem mit 24 Personen besetzten Raum. Hitler befand sich unter den 20 Überlebenden.
Stauffenberg und Haeften flogen nach Berlin zurück, im festen Glauben an Hitlers Tod. Die Mitverschwörer in Berlin zögerten jedoch, da sie keine eindeutige Nachricht über Hitlers Tod erhielten.
Das Ende für die Verschwörer kam dann schnell: Noch in der Nacht wurden Claus Schenk Graf von Stauffenberg gemeinsam mit Werner von Haeften, Albrecht Ritter Merz von Quirnheim und Friedrich Olbricht im Hof des Bendlerblocks erschossen.
In den folgenden Tagen wurden 200 Mittäter vom Volksgerichtshof verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Insgesamt wurden in den nächsten Monaten mehr als 5000 Mittäter, Unterstützer, Mitwissende und Sympathisanten verhaftet. Bis zum Kriegsende verloren mehrere Hundert ihr Leben.

Artikel vom 20.07.2006