21.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

10 000 Räume ungesichert

Unbekannter stiehlt Generalschlüssel der Uni Bielefeld

Bielefeld (WB/mzh). Nachdem Krawallmacher einem Wachmann in der Universität Bielefeld einen Generalschlüssel entrissen haben, arbeitet die Hochschule mit Hochdruck an der Schadensbegrenzung. Die Polizei konnte die Täter noch nicht dingfest machen.

Der Streit um die Studiengebühren bildet den Hintergrund des Vorfalls - gewisse Personen verabreden sich im Internet, der Uni zu schaden. »Die Vorstellung, sie könnten damit die Rücknahme des Gebührenbeschlusses erreichen, ist allerdings naiv«, versichert Uni-Sprecher Ingo Lohuis.
Die Aktivisten waren am 12. Juli über eine Leiter in den prinzipiell gesicherten Gebäudetrakt eingedrungen, in dem der Senat tagte. In einem Handgemenge verschwand der Generalschlüssel, mit dem sich im Unigebäude 10 000 Türen öffnen lassen. Türen, hinter denen sich persönliche Daten und Prüfungsunterlagen befinden, sensible Bürotechnik und teure Laborgeräte. »Wir beginnen jetzt damit, die ersten 500 Schließzylinder auszutauschen«, sagt Lohuis. Die Rechnung wird sich letztlich auf eine Summe von bis zu einer Million Euro belaufen. Die Hochschule hat Schadenersatzansprüche an das Sicherheitsunternehmen gestellt.
In jüngster Vergangenheit brannten in der Uni Müllcontainer und Toiletten, und auch das Rektorat war lange besetzt. Der Staatsschutz, also die politische Straftaten bekämpfende Polizei, ermittelt, hält aber den Raub des Schlüssels nicht für politisch motiviert. Pressesprecher Lohuis mochte gestern nicht bestätigen, dass die Uni mit dem Umfeld der Aktivisten Gespräche führt. Der fragliche Kreis sei recht unübersichtlich: »An diesen Vorfällen sind nicht nur heimische Studenten, sondern auch Leute von fremden Unis beteiligt«, weiß Klaus Lengwennings vom Kommissariat Vorbeugung. »Außerdem gehören nicht immatrikulierte Gewalttäter zur Szene.«
Denen scheint der Besitz des Schlüssels zu reichen: Bis jetzt wurde noch nichts entwendet - allerdings wurde auch das Sicherheitspersonal deutlich verstärkt.
Und man hat 2000 Mitarbeiter der Hochschule brieflich informiert, schnellstens ihre Büroeinrichtung zu sichern. Viele jedoch befinden sich noch im Urlaub . . .

Artikel vom 21.07.2006