29.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kirche als Brücke zwischen Kunst und Glauben

Presbyter Rainer Sasse hat den »Kunstsommer in Randringhausen« ins Leben gerufen

Bünde-Randringhausen/Dünne (öse). Die Liebe zur Kunst hat verschiedene Gesichter - eins davon trägt Kinnbart und Schnäuzer; energisch dreinblickende Augen vermitteln dem Gegenüber Ernsthaftigkeit und unerschütterlichen Glauben an die eigene Sache. Rainer Sasse aus Randringhausen ist mit Leib und Seele dabei, geht es darum, die Faszination der Kunst auf andere im Detail wirken zu lassen.

Dem Presbyter in der Kirchengemeinde Dünne brannte es schon lange unter den Nägeln, die Idee zur »Kunst in der Kirche« Wirklichkeit werden zu lassen. Vor zwei Jahren dann, als das Kirchengebäude in Dünne 100 Jahre alt wurde, waren auch Andere Feuer und Flamme. Verschiedene Ausstellungen hiesiger Maler und Bildhauer, Gastspiele diverser Bands und Gospelchöre sorgten für enormen Zuspruch. Das Kirchenschiff in Dünne ist seitdem auf Kurs in Richtung höhere Besucherzahlen gegangen.
»Wir wollten die Leute ansprechen, beweisen, dass die Kirche durchaus ein Ort sein darf, wo sich Weltliches mit dem Glauben verbindet und die Kunst hierfür eine Brücke schaffen kann«. Dem engagierten, immer auf Kontakte bedachten Mann war das jedoch noch längst nicht genug.
In Behindertenwerkstätten sah er sich um, entdeckte die vielfältigen Talente der Menschen mit Handicap. Aber was passierte eigentlich mit den selbst hergestellten Dingen? »Sie einmotten zu lassen, das konnte man überhaupt nicht einsehen«. Gesagt, getan: Sasse nahm die Kunstwerke in Kommission, richtete auf dem eigenen Bauernhof einen kleinen Laden ein, um sie dort weiter zu veräußern. Zum gleichen Zweck ist er häufig auf Märkten oder Basaren im Umkreis zu finden.
Ein außergewöhnliches, mit unzähligen Farbnuancen angereichertes Ambiente empfängt den Besucher des Kunstladens. Selbst kreierte Kerzen in allen Variationen, Windlichter, Mosaikwerke, Papierwaren, Tüten, Postkarten oder gar Seifen mit den Duftnoten Zimt und Vanille - all das sind haben Bewohner des Wittekindshofes Bad Oeynhausen, der Lebenshilfe Herford oder der Suchtkrankenhilfe im Kurt-Dietrich-Haus Herford hergestellt.
Mobilés aus Holz und Töpferwaren stechen besonders hervor. Der Clou allerdings ist Drache »Fafnir«, zusammengesetzt aus einzelnen kleinen Tontürmchen. »Mein Liebling«, lacht Rainer Sasse und schafft Platz, damit der Lindwurm seine »Begabung« als Fotomodell unter Beweis stellen kann. Deckenware aus Blaudruck findet man ebenfalls in dem Geschäft.
Mit einer Druckmodel aus Gummi Arabicum werden Druckmotive auf Baumwolle oder Halbleinen gebracht. Der Stoff wird in ein Tauchbecken mit Indigoblau getaucht, ist zunächst gelb, wird durch die Luft geschlagen; dann noch zweimal getaucht und geschüttelt, bevor er die typische blaue Farbe annimmt. »Daher kommt der Spruch, man kann sein blaues Wunder erleben«, schmunzelt Sasse.
Der Kunstsommer in Randringhausen, in diesem Jahr von Rainer Sasse ins Leben gerufen, erfreut sich großer Beliebtheit. Für Künstler wie Werner Neck, Anne Paulat, Magdalena Rieke, Astrid-Constanze Bender oder Kerstin Huchzermeier stellt er seine Räume auf seinem Hof am Herzogweg zur Verfügung. Die genannten Personen leiten jeweils ein »Offenes Atelier«, in dem die Schüler - nach einem gemeinsamen Anfang - frei erscheinen können, um ihre Arbeit je nach Fantasie fortzuführen.
Jedes Bild sollte mit einem harmonischen Rahmen versehen werden, so die Meinung von Rainer Sasse. Deshalb hat er sich zuhause eine kleine Rahmenwerkstatt eingerichtet. Auf Schritt und Tritt begleitet wird er von den Mischlingshünden »Kira« und »Billy«. Sie sind es auch, die seinen Besuch mit viel Temperament verabschieden - doch ohne Streicheleinheiten zu verabreichen kommt er nicht davon.

Artikel vom 29.07.2006