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Kreislandwirt Rücktritt nahe gelegt

Werner Seeger kritisierte Kostenübernahme für Geburtstagsempfang


Von Peter Schelberg
Herford (HK). Ein Schreiben von Kreislandwirt Werner Seeger an den Präsidenten der Landwirtschaftskammer NRW hat für Wirbel gesorgt - und dafür, dass ein am 20. Juni in Köln-Auweiler geplanter Empfang zur Feier des 60. Geburtstages von Kammerdirektor Ludwig Hanebrink kurzfristig wieder abgesagt wurde.
In seinem Brief vom 20. Mai hatte Seeger Kammerpräsident Johannes Frizen um Auskunft darüber gebeten, wer die Kosten der Festveranstaltung trage, deren Anlass nicht eine Verabschiedung in den Ruhestand sei, sondern ein Geburtstag. Er gehe davon aus, dass zur Finanzierung des Empfangs kein Geld aus dem Budget der Landwirtschaftskammer verwendet werde: »Bedenken Sie bitte, dass manche Landwirte in NRW ein Jahreseinkommen erzielen, das dem Monatsgehalt eines Kammerdirektors entspricht. Bei den knappen finanziellen Mitteln der Landwirtschaftskammer und den willkürlichen Schließungen einiger Kreisstellen stieße eine Finanzierung dieses Empfangs auf großes Unverständnis bei vielen Landwirten und vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landwirtschaftskammer. Ich wüsste auch nicht, wie ich dieses Vorgehen meinen Berufskollegen plausibel erklären könnte.«
Sollte allerdings, so Seeger in seinem Brief abschließend, der Empfang die finanziellen Möglichkeiten des Kammerdirektors übersteigen, könne er in der Kreisstelle einen Spendenaufruf starten und Sponsoren suchen.
Der Brief aus Herford löste zum Teil heftige Kritik aus: In einer Besprechung in der Kreisstelle forderten Präsident Frizen, der Vorsitzende des Finanz- und Organisationsausschusses, Hans-Jürgen Kleimann, und die Kreisverbandsvorsitzenden Karl-Heinz Becker und Wilhelm Brüggemeier Seeger Ende Mai auf, sich zu entschuldigen. Der Hauptausschuss der Kammer missbilligte den Brief scharf, insbesondere aber auch seine Verbreitung an eine größere Anzahl von Personen. Und: das Gremium legte dem Kreislandwirt nahe, sein Amt niederzulegen.
»Dafür sehe ich keine Veranlassung«, stellte Seeger klar: »Ich bin von den Landwirten gewählt worden und es ist meine Pflicht, auch kritisch nach der Verwendung von Kammergeldern zu fragen.« In der Sache stehe er nach wie vor zu seinem Brief, habe sich aber für Form und Stil des letzten Absatzes entschuldigt.
Kammerpräsident Johannes Frizen sagte gestern, die Angelegenheit sei für die Kammer erledigt. Zum einen habe man juristisch keine Möglichkeit, einen ehrenamtlich Tätigen zum Rücktritt zu bewegen. Zum anderen habe sich Werner Seeger für den Stil entschuldigt. Inhaltlich indes bleibe der Kreislandwirt bei seinem Standpunkt. Er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen und es sei sein legitimes Recht, zu fragen, wie es um die Finanzen der Landwirtschaftskammer stehe, so Frizen, der sich verwundert über die Vorgehensweise Seegers zeigte.

Artikel vom 20.07.2006