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350 000 Euro: Baskets fehlt
Agent Hunt

Erstligist läuft die Zeit davon

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). Baskets-Präsident Udo Fölling nennt es »die Quadratur des Kreises«. Sportdirektor Dr. Nima Mehrdadi spricht von der »Mission Impossible.« Und in der Tat scheint es, als könne diese schwierige Mission allein Topagent Ethan Hunt alias Hollywoodstar Tom Cruise noch zum guten Ende führen.

Seit dem 1. Juni und dem unerwarteten Rückzug des ehemaligen Namensgebers »Schröno« steht der souveräne Erstliga-Aufsteiger Paderborn Baskets ohne Hauptsponsor da und hat mit den dramatischen Konsequenzen zu kämpfen. »Es fehlt noch ein Hauptsponsor oder mehrere Sponsoren, die ein Gesamtvolumen von rund 350 000 bis 400 000 Euro gegen eine adäquate Werbeleistung investieren wollen«, wird Udo Fölling (»Wir haben uns diese Situation nicht ausgesucht«) konkret. Dabei liegen sechs extrem arbeitsreiche Wochen der Suche hinter den Vereins-Verantwortlichen. Eineinhalb Monate, in denen es auch viele positive Ergebnisse zu vermelden gab. So haben 73 Prozent der Sponsoren der vergangenen Saison ihr Engagement verlängert und mehr als die Hälfte ihre Werbeleistung - dem Sprung in die BBL angemessen - erhöht. Insgesamt wurden mehr als 150 potenzielle Geldgeber persönlich kontaktiert. Mit Beginn dieser Woche ist zudem eine Mailing-Kampagne angelaufen, mit der die Baskets 1500 kleine bis mittlere Unternehmen ansprechen und bestenfalls für sich gewinnen wollen.
Bis zum 30. September kann die Führungsriege noch den Verzicht auf den Start in der höchsten deutschen Basketball-Liga erklären, aber der Klub hat sich eine andere, frühere Deadline gesetzt. »Wenn uns am 28. Juli immer noch 350 000 Euro fehlen, ziehen wir die Reißleine und unsere Mannschaft zurück«, formuliert Sportdirektor Nima Mehrdadi ganz und gar Unmissverständliches.
»The day of no return« nennt das Führungsduo dieses Datum. Heute in acht Tagen soll Klarheit herrschen, weil mit dem 1. August alle Spielerverträge Gültigkeit erlangen. Die bislang anfallenden Kosten konnte der Verein mit Gewinnen aus der Vergangenheit finanzieren, wenn mit dem Beginn des kommenden Monats aber auch wieder Spieler- und Trainergehälter ausgezahlt werden müsssen, steigt das Risiko und eines ist klar. »Wir wollen dem Verein nicht schaden«, so Fölling. Daher suchen die Paderborn Baskets kurzfristig einen (oder mehrere) Geldgeber, der bereit ist, dieses Risiko zumindest bis zum 30. September mitzutragen. Auch auf die Gefahr hin, den investierten Anteil zu verlieren. Was Fölling und Mehrdadi sich davon erhoffen, ist klar: »Unser größter Gegner ist der Faktor Zeit und bis zum 30. September ließe sich einiges bewegen.« Zwei sehr gute Gespräche mit zwei großen Unternehmen sind es, die in diesen Tagen für Hoffnung sorgen. Mehrdadi weiß aber auch: »Wir können niemanden zwingen, uns zu unterstützen und müssen ihnen Zeit geben, sich zu entscheiden.«
Passiert in der kommenden Woche nichts, ist die Erstliga-Saison für Paderborn schon beendet, bevor sie überhaupt begonnen hat, wären auch die sieben Spielerverträge nicht mehr die Tinte wert, mit der sie unterzeichnet wurden. Dann müssten sich Tim Black, Steve Esterkamp, Marius Nolte, Daniel Lieneke, Jordan Collins, Tyrone Sally, Sergerio Gipson und nicht zuletzt Coach Doug Spradley sowie Co-Trainer Stephan Völkel nach einem neuen Arbeitgeber umsehen -Êes wäre ein Rückzug mit fatalen Folgen. Die Paderborn Baskets stünden als erster Absteiger fest, müssten eine einjährige Auszeit einlegen und könnten sich erst für die Saison 07/08 wieder um einen Platz in der neustrukturierten zweiten Liga, der Division A, bewerben. Wo ist Agent Hunt, wenn man ihn braucht. . . ?

Artikel vom 20.07.2006