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»Rucksack«
unterstützt
Migranten

Projekt für Zweisprachigkeit

Harsewinkel (mi). Sprachförderung für Migranten und deren Kinder ist eines der zentralen Integrationsthemen. Harsewinkels Gleichstellungsbeauftragte Monika Edler-Rustige hat es jetzt in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt und sich mit der Zuschussfrage befasst.

Zwei Projekte mit diesem Hintergrund wurden beschlossen - das Konzept »Rucksack« sowie eine Vorschaltmaßnahme zum Integrationskursus.
»Das Konzept "Rucksack" zur Förderung von Migrantenkindern mit Sprachdefiziten wurde in den Niederlanden entwickelt und soll in Harsewinkel modellhaft in den Kindertagesstätten "Arche Noah" und "AWO-Findikus" durchgeführt werden, da in beiden Einrichtungen der Migrantenanteil über 40 Prozent liegt«, erzählt die Gleichstellungsbeauftragte.
Kindern, die zweisprachig aufwachsen oder zumindest einen Elternteil aus einem anderen Land haben, fällt das Erlernen der deutschen Sprache ohne Fördermaßnahmen schwer. Beim Eintritt in die Grundschule zeigt sich meist, dass sie sich entweder nur bruchstückhaft auf Deutsch ausdrücken können oder sogar eine doppelte Halbsprachigkeit entwickeln - weder die Muttersprache noch die Zweitsprache Deutsch wird ausreichend beherrscht.
»Rucksack« fördert zum einen die Muttersprache, in dem von Erziehern ausgewählte Eltern mit Hilfe von Arbeitsmaterial zu Experten geschult werden. Zu Hause sollen dann durch Arbeitsblätter und wöchentliche Treffen die Kommunikationsfähigkeit der Kinder ausgebaut werden. Zum anderen wird im Kindergarten situationsgerecht mit den gleichen Themen, die in der Muttersprache behandelt werden, auf Deutsch gearbeitet. So wird ein verbessertes Verständnis der Muttersprache und der deutschen Sprache erreicht, und Eltern werden als Kooperationspartner einbezogen, sagt Monika Edler-Rustige.
Des Weiteren plant das Internationale Beratungs- und Bildungzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) OWL ein niedrigschwelliges Deutschsprachförderangebot als Vorschaltmaßnahme zum Integrationskurs in Harsewinkel. Personen mit Migrationshintergrund - ohne oder mit geringen Vorkenntnissen der deutschen Sprache - soll in einem achtwöchigen Kursus mit drei Unterrichtsstunden pro Woche ein Sprachlernbewusstsein vermittelt werden. »Wenn Migranten an einem Integrationskursus teilnehmen, sind sie oft von der schnellen Vorgehensweise überfordert und deshalb demotiviert. Sie müssen vorher für die deutsche Sprache sensibilisiert und über Sprachlernstrategien informiert werden«, weiß Monika Edler-Rustige.
Im Laufe des Kurses sollen ausgebildete Kursleiter den Teilnehmern Grundlagen im Bereich des Alltagslebens sowie erste grammatikalische Kompetenzen vermitteln. Die Kosten für beide Projekte betragen insgesamt 8500 Euro und wurden bereits bewilligt; die AWO und die Kindertagesstätten hoffen auf baldige Durchführung.

Artikel vom 20.07.2006