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Neues schaffen zwischen Kulturen

Der Künstler Reza Sobhani arbeitet seit 2005 in Gütersloh -Êgrafisch versierter Maler

Von Johannes Zoller
(Text und Fotos)
Gütersloh (WB). Seit 1986 lebt und arbeitet der im Jahre 1961 im südiranischen Bostan geborene Reza Sobhani in Deutschland. Nach zehn Jahren künstlerisch unterrichtender Tätigkeit in der von ihm selbst aufgebauten Malschule in Harsewinkel unterhält er seit September 2005 sein Privatatelier und seinen Wohnsitz in Gütersloh.

Es liegt ihm viel daran, einerseits durch die von ihm mit großer Vielseitigkeit ausgeübten Kunst der Malerei und andererseits durch die ihm eigenen Stilrichtungen seiner von ihm geschaffenen »Porträts von innen« wie auch als Mensch »etwas Neues zwischen der persischen und der deutschen Kultur« zu schaffen. Sobhani kennt nicht nur Goethes Farbenlehre, sondern weiß auch, dass dieser mitunter vom altpersischen Dichter Khajam inspiriert war.
»Ich glaube an die Wirkung der Farben«, berichtet Sobhani, der nicht zufällig das Grün als Farbe des Wachstums mit dem persischen Schriftzeichen von »El Ham« oder der Inspiration in Verbindung brachte. Er setzte die als Kaligramme bezeichneten persischen Schriftzeichen mit ihren unterschiedlichen Aussagen und von ihm gewählter Couleur als stilistischen Rahmen für seine »Porträts von innen« ein. Diese nennt er »poetisch«.
Indem er sich die hintergründigen Bedeutungen der Zeichen wie Liebe, Traurigkeit oder Betrug innerlich zu Eigen machte, schöpfte er aus seinem Gefühl und verlieh diesem farblich Ausdruck auf der Leinwand. Die in diese Bilder wie hinein gewoben erscheinenden Sinnesorgane der Augen oder Ohren weisen auf die Verbindung zur menschlichen Seele hin. »Es existieren hier in sich selbst innewohnende Geschichten, die gelesen werden können«, sagt Sobhani, obwohl er auch vertritt, dass der Betrachter »nicht alles wissentlich oder mit dem Verstand erfassen muss«. Die Frage taucht auf, ob das von Sobhani gesuchte »Neue« zwischen den Kulturen wie der deutschen und der iranischen sich wohl mitunter auch jenseits des herkömmlich Verstehbaren befindet?
In anderen Werken seiner umfangreichen Sammlung erweist sich Sobhani als grafisch versierter, naturalistischer Maler. Dennoch stuft er seine zahlreichen, sehr gelungenen Stillleben - die mit seinem Herkunftsland verbundene Kaffeekanne seines Urgroßvaters oder ein türkischer Samowar - lediglich als Studien ein. Schon seit frühester Kindheit malte er, obwohl sein Elternhaus versuchte, diese Fähigkeit zu unterbinden und ihm seine künstlerische Neigung gar verbot. Auch in der Schule gab es nur wenig Verständnis für des jungen Rezas Begabung.
Erst im Erwachsenenalter und nach einschlägigen Erfahrungen als 18-jähriger Sanitäter im iranisch-irakischen Krieg (1979), als er nach eineinhalb Jahren des Dienstes an den Verletzten selbst verwundet nach Teheran kam (1981), setzte er dort nach seiner Genesung seinen Wunsch nach einem Kunststudium durch. Sowohl die von ihm noch in Schulzeiten absolvierte, als Kompromiss zwischen seiner inneren Berufung und den Wünschen seiner Eltern einzuordnende Ausbildung zum Technischen Zeichner und Dekorateur und sein Abitur als auch sein Teheraner Kunststudium wurden später in Deutschland nicht anerkannt. So wiederholte er das Abitur und seine Ausbildung.
Er entwickelte neben seiner sich entfaltenden Berufstätigkeit seine eigene Kunst immer weiter. »Sie soll der Harmonie und der Gesundheit des Menschen dienen«, bekennt er sich nach all den Lebensprüfungen. Goethe hätte sinngemäß gesagt, dass man schon im malenden Kind den späteren Maler erkannt hätte!« Neben den abstrakten, poetischen und naturalistischen Kunstrichtungen experimentierte Sobhani ebenfalls mit Wurftechniken wie der Airbrush-Technik, bei der die Farbe mit Hilfe eines Kompressors auf das Bild gesprüht wird.
»Ich bin technisch nicht begrenzt und kann alles malen«, erklärt Sobhani. Ansonsten verwendete er in anderen, von ihm auch als Farbkompositionen und Zufallstechnik benannten Werken den Pinsel, die Rolle und den Schwamm. Neben der Acrylfarbe integrierte er dezent, aber durchaus wirksam so manche aus der Natur entnommene Materialien wie Zwiebel- oder Eierschalen, Thymian und »alles was nicht schimmelt, jedoch sonst auf den Kompost käme« mit einer speziellen Spachteltechnik in das eine oder andere Bild. In sein Repertoire reihen sich zudem Aktmalereien, Porträts, Tierbilder, bekannte Gebäude oder Kirchen wie auch Cocktail-Becher als Auftragsarbeit für ein Restaurant oder das Hotel Klosterpforte anlässlich der WM 2006.

Artikel vom 20.07.2006