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Heinrich Meier übersetzte die Aufzeichnungen.

Frauen bringen
Kaffeebohnen

Überlieferung von Lehrer Sturhahn

Espelkamp (WB). Der Frotheimer Heinrich Meier hat die plattdeutschen Aufzeichnungen des ehemaligen Tonnenheider Lehrers Heinrich Sturhahn übersetzt. Die ESPELKAMPER ZEITUNG veröffentlicht die Auszüge in loser Reihenfolge.

»Aus dem Backs (Backhaus) drang das Sägen, Hobeln, und Hämmern. Diskers (Tischler) Wilhelm war dabei, aus den stets bereit liegenden Eichenbrettern den Sarg zu machen. Etwas später als die Frauen stellten sich auch die Männer der Nachbarschaft ein. Für sie gab es allerlei Aufträge und Besorgungen. Diekmeiers Wilhelm musste zum Standesamt, den Todesfall melden, zum Pastor, die Zeit der Beerdigung festsetzen, zum Küster, das Geläut bestellen, und zur Geschäftsstelle des Wochenblattes, die Todesanzeige aufgeben. Auf dem Rückweg sprach er noch beim Lehrer vor. Dort sagte er: »Vater Feldkamp ist eingeschlafen. Ich soll sie bitten, mit den Schülern im Trauerhaus und auf dem Weg zum Friedhof zu singen. Donnerstag um 1 Uhr müssen wir wohl losgehen.« Dann bezahlte er drei Mark für die Beteiligung des Lehrers.
Brockschmits Fritz und Eckenbergs Christian bekamen den Auftrag, den Verwandten und besonderen Freunden der Familie »Bescheid« zu sagen. Wer diesen Bescheid erhielt, hatte die Pflicht, an der Beerdigung teilzunehmen und vorher seine Frau oder erwachsenen Tochter zum Trauer beklagen an das Sterbehaus zu senden. Man sah dann auch in den Tagen vor der Bestattung viele schwarz gekleidete Frauen zum Feldkampschen Hofe gehen. Jede brachte irgendeine Gabe in ein Tuch gebunden und mit Gebäck, Zucker oder Kaffeebohnen; in seltenen Fällen wurde auch Geld (und zwar ein bis zwei Mark) gegeben. Kranzspenden waren nicht üblich. (Fortsetzung folgt).

Artikel vom 20.07.2006