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Aggi ackert an der Mühle

Der Kaltblutwallach von Gerd Aschoff zieht eine Dreschmaschine

Enger (dibo). Auch wenn Zugmaschinen vor Jahrzehnten die Landwirtschaft erobert haben - es gibt sie immer noch, die Arbeitspferde. Oft groß und sehr stark, dabei freundlich und kaum aus der Ruhe zu bringen.

So wie Aggi (12), der Westfälische Kaltblutwallach, mit dem sein Besitzer, der Rheda-Wiedenbrücker Gerd Aschoff (49), nebenberuflich Geld verdient. Der Maschinenschlosser und Landesvorsitzende der gemeinnützigen Interessengemeinschaft Zugpferde e. V. (300 Mitglieder in NRW) wird mit Aggi sowie IG-Kollegen und ihren Gespannen das Regionalfest zum 250. Geburtstag der Windmühle am 2. und 3. September auf dem 188 Meter hohen Liesberg in Enger bereichern. Zum Thema »Pferd und Arbeit« stehen Pflügen, Eggen und Säen auf dem Programm.
»Das Zugpferd als Arbeitspferd erhalten« - das Vereinsziel ist klar definiert. Gegenüber Sportpferden seien die Zugpferde deutlich vielseitiger, meint Aschoff, der mit seinem Aggi zum Beispiel im Teutoburger Wald Holzrückarbeiten erledigt und 250 Stunden pro Jahr in einer Baumschule das Unkraut bekämpft; was bis zu drei Mal schneller als mit einer Motorhacke funktioniere. Außerdem mache ein Tier nicht so viel kaputt.
Theoretisch könne man jedes Pferd entsprechend ausbilden, aber vor allem ein Westfälisches Kaltblut wie der 850 Kilogramm schwere Aggi bringt die nötige Kraft und Ruhe mit. Eine rasselnde Dreschmaschine im Schlepptau darf kein Zugpferd nervös machen. Logisch.
Unbedingtes Muss ist das Erlernen der fünf wichtigsten Kommandos: Vorgehen, stehen, rechts, links und rückwärts. Wobei es regionale Unterschiede gibt. In Baden-Württemberg sagt man »Hü«, wenn das Tier losgehen soll, in Westfalen bleibt es bei diesem Befehl stehen...
Wichtig: Das Pferd muss dem »Fuhrmenschen« (die Hälfte sind inzwischen Frauen) voll vertrauen können. Aschoff beherrscht das Thema im übrigen schon seit seiner Kindheit. Von einem Nachbarn lernte er als Zehnjähriger das Pflügen und erledigte noch bis in die 70er Jahre hinein auf dem Feld des kleinen Fünf-Morgen-Hofes seiner Familie in Herzebrock die Arbeiten mit einem Pferd. Was mancher Zeitgenosse mit verständnislosem Kopfschütteln quittierte.

Artikel vom 20.07.2006