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Und Blacky
gibt den Lord

Joachim Fuchsberger kehrt zurück

Von Wolfgang Jung
Prag (dpa). Mit einer bewegenden Rede auf der Freitreppe eines tschechischen Schlösschens hat sich Schauspiel-Legende Joachim »Blacky« Fuchsberger nach 33 Jahren im Filmgeschäft zurückgemeldet.

»Ich danke euch allen«, rief der 79-Jährige vor wenigen Tagen im böhmischen Ort Sychrov sichtlich gerührt der Crew zu, mit der er gerade die Edgar-Wallace-Parodie »Neues vom Wixxer« abgedreht hatte. Der Film kommt 2007 in die Kinos. Fuchsberger hatte zuletzt 1973 in »Das fliegende Klassenzimmer« eine Kino-Hauptrolle gespielt. »Ich hätte nie gedacht, dass es in der Branche noch eine solche Leidenschaft fürs Filmemachen gibt«, schwärmte Blacky.
In dem neugotischen Anwesen von Sychrov hatte 1999 der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder während einer Sommerreise Station gemacht. Jetzt gehörte der Landsitz des Komponisten Antonin Dvorak (1841-1904) einige Tage dem Mitarbeiterstab um die Regisseure Cyrill Boss und Philipp Stennert sowie den Comedy-Stars Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka, die mit Oliver Welke das Drehbuch geschrieben hatten. Daneben waren unter anderem die Darsteller Christiane Paul, Sonja Kirchberger, Chris Howland und Fuchsberger am Set. »Was ich an Ausschnitten schon gesehen habe, ist gefährlich gut«, lobt Blacky.
In dem Film versuchen Kalkofe und Pastewka als Polizisten von Scotland Yard, einem Schurken das Handwerk zu legen. Fuchsberger spielt einen Lord. Viele Abenteuer müssen die Darsteller bestehen, bis sie auf der Freitreppe im Chor den Song »It must be love« anstimmen dürfen. »Ich hatte schon etwas Nervenflattern, denn Comedy ist ja ein eher artfremdes Genre für mich«, gestand Paul: »Ob ich das wiederholen würde, hängt vom Drehbuch ab.« Sonja Kirchberger nennt es »ein Geschenk, mit der ersten Liga der deutschen Comedy spielen zu können«. Als nächstes sei sie bei den Nibelungen-Festspielen in Worms zu sehen: »Ich mag einen solchen Spagat.«
Der Film ist die Fortsetzung von »Der Wixxer«, den 2004 zwei Millionen Kinobesucher sahen. Inspiriert wurden die Macher von Wallace-Krimis wie »Der Hexer« (1964), die mit ihrer Darstellung von England als Heimat mörderischer Erbschleicher und vernebelten Linksverkehrs eine eigene Ästhetik besitzen. »Wir haben Respekt vor der Vorlage«, sagte Kalkofe. Er ist ab dem 6. August auch in »Garfield 2« als Stimme des gleichnamigen Katers zu hören.
Ortstermin Prag-Vysocany: In der »Böhmisch-Mährischen Maschinenfabrik« schmiedete Emil Kolben (1862-1943) einst Lokomotiven. Jetzt baute Szenenbildner Matthias Müsse innerhalb von sechs Wochen ein Kloster samt Kreuzgang sowie eine Nervenklinik und Büros von Scotland Yard als Kulissen in die elf Meter hohe Industrieruine. Der Turm des Londoner Parlaments mit der Glocke »Big Ben« ist als Hintergrund auf eine Wand gemalt, in der Attrappe nebenan warten ein U-Boot-Duplikat und eine Badewanne mit Kreissäge. Später wird hier Christiane Paul durch ein Balkon-Imitat brechen.
»Am Set herrscht eine solch freundliche Atmosphäre, dass man die Härte der Arbeit nicht spürt«, schwärmt Howland. Tatsächlich würden beim Dreh »alte Haudegen und jüngere Darsteller« Hand in Hand agieren, meinen Boss und Stennert: »Unsere Arbeit ist eher ein Filtern.« Das Duo hofft einerseits auf eine eigene Handschrift, fühlt sich aber auch dem Londoner Wallace (1875-1932) verpflichtet.

Artikel vom 19.07.2006