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Herford heißer
als Havanna

Und ein Ende ist noch nicht in Sicht

Von Alice Koch und
Jörn Hannemann
Herford (HK). Wer hätte das gedacht: Herford (37 Grad) war gestern heißer als Havanna auf Kuba (32 Grad). Die ganze Stadt stöhnte unter den extremen Temperaturen. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Bis zu 37 Grad prophezeien die Wetterfrösche auch für den heutigen Tag.

Hitze-Alarm bei der Feuerwehr: Sie registrierte gestern in der Stadt »eine Häufung internistischer Notfälle«, also Menschen, die über Herz- oder Kreislaufprobleme klagten. Mindestens fünf Alarmierungen seien sowohl vorgestern als auch gestern auf das Wetter zurückzuführen, teilte die Leitstelle in Eilshausen mit. Weil nicht mehr Rettungswagen zur Verfügung standen, musste sie sogar Hilfe aus Bielefeld anfordern.
Die Hitzewelle ist auch in den Supermärkten zu spüren: Im Marktkauf am Deichkamp ist der Getränkeverkauf in den letzten Wochen um das Doppelte gestiegen. »Die Kunden kaufen ohne Ende Wasser«, berichtet Mitarbeiter Holger Beckmann. Wegen der großen Nachfrage werde die Belieferung immer schwieriger.
Doch nicht nur der Durst wächst, sondern auch die Waldbrandgefahr. Wegen der anhaltende Trockenheit gibt es ab heute täglich zwei Kontrollflüge auch über dem Kreis Herford. Ein Feuerwehrmann und ein Förster sitzen neben dem Piloten und halten nach Rauch und Feuer Ausschau. Momentan wird OWL in Warnstufe 4 geführt, Tendenz steigend. Am Wochenende sei sogar mit der höchsten Alarmstufe 5 zu rechnen, warnt die Bezirksregierung.
Auch die Mediziner schlagen Alarm: Besonders ältere Menschen ab 70 seien durch die Hitzewelle gefährdet. »Das Hauptproblem ist, dass viele viel zu wenig trinken«, so Ulrich Stender, Leiter Gefahrenabwehr beim Kreis Herford: »Der Körper trocknet langsam aus.« Mindestens zwei Liter sollte jeder täglich trinken - auch wenn man kein Durstgefühl habe. Am besten Mineralwasser, Früchtetee oder Fruchtsaft-Schorle, Alkohol hingegen entzieht Flüssigkeit. Deshalb: Nach dem Bier ein Wasser trinken! Das gleiche gilt für Kaffee.
Statt fettigem und schwerem Essen sollten an heißen Tagen Salate, Obst und Joghurt auf der Speisekarte stehen. Gegen Hitze helfen auch Kälte-Schocks: Einfach kaltes Wasser über die Hand- und Fußgelenke laufen lassen. Erstaunlich: Vielen reichen die sommerlichen Temperaturen noch nicht - die Sauna im H2O meldet »normalen Betrieb«.
Nach Auskunft der Stadtwerke ist der Wasserverbrauch in den letzten drei Wochen zwar gleich geblieben. Das sei jedoch nur damit zu erklären, dass viele in den Ferien verreist seien.

Artikel vom 20.07.2006