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»Ranch-Rodeo« neu benennen

Wilde Disziplinen gibt es in Bentfeld nicht - Kälber werden angeboten

Von Silvia Scheideler
Bentfeld (WV). Kein Herz für Cowboys: Das NRW-Ministerium für Umwelt und Naturschutz hat verschiedene Disziplinen und Hilfsmittel beim Rodeo-Reiten verboten (siehe Info-Kasten). Dem »Ranch Rodeo« von Dieter Klocke aus Bentfeld kann der Erlass aber nichts anhaben, denn bei der jährlichen Veranstaltung geht es gar nicht so hart zu, wie der Name vielleicht vermuten lässt. »Keine einzige der jetzt verbotenen Disziplinen wird bei uns ausgetragen«, versichert Klocke.

Laut dem Rodeo-Experten aus Bentfeld gibt es nur einen einzigen Rodeo-Veranstalter in ganz Europa, der diese harten Disziplinen für seine Starter anbietet, die European Rodeo Cowboy Association (ERCA) mit Sitz in Süddeutschland. »Wie ein fahrender Zirkus reist der Veranstalter mit seinen Pferden, Kälbern und der Arena durchs Land«, erklärt der Pferde-Liebhaber. Mitglieder der Association dürfen starten und Rodeo reiten. Auch bei der Rhine Army Summer Show in Bad Lippspringe 1999 waren die Cowboys der ERCA schon zu Gast.
»Mir sind diese Disziplinen für meine Knochen zu gefährlich«, sagt der Familienvater. 2001 hat Dieter Klocke die letzte Saison bei der ERCA geritten, aber nicht als Starter, sondern als Helfer, der mit einem Pferd Cowboys von buckelnden Pferden oder Bullen herunterholt.
Dass beim Bentfelder »Ranch Rodeo«, das vor wenigen Wochen zum vierten Mal stattfand, auf die Tiere und deren Wohlergehen geachtet wird, hat sich Dieter Klocke vom Veterinäramt des Kreises Paderborn bescheinigen lassen, um Ärger mit »vermeintlichen Tierschützern« aus dem Weg zu gehen. Wie vernünftig mit den Tieren umgegangen wird, beweist auch die gute Zusammenarbeit, die Cowboy Klocke mit den benachbarten Landwirten pflegt. »Die fragen mich mittlerweile schon, ob sie mir ihre Kälber für die Veranstaltung leihen dürfen. Nachdem wir mit den Kälber zwei Wochen auf dem Hof gearbeitet haben, gehen die Tiere nicht mehr durch Zäune, sind nicht mehr so wild und besser treibbar«, sagt der 42-Jährige.
Mit dem professionellen Kälberfangen hat die »Breakaway Calf Roping«-Disziplin, die beim »Ranch Rodeo« in Bentfeld ausgetragen wird, nichts zu tun. »Bei uns wird kein Kalb vom Lasso umgerissen oder gar an den Beinen mit einem Seil fixiert, letzteres war in Deutschland schon immer verboten«, so Klocke. Das Kalb merkt gar nicht, dass es vom Reiter mit einem Lasso »gefangen« wird, denn sobald das Lasso angespannt wird, reißt ein Wollfaden am anderen Ende des Lassos.
Dieter Klocke, der selbst 15 Pferde hält, sieht das »richtige« Rodeo-Reiten eher nüchtern: »Die Pferde und Kälber stehen den ganzen Tag über auf der Wiese und sind frei, nur am Wochenende haben sie für wenige Sekunden ein bisschen Stress.« Vielmehr denkt der Bentfelder an die Cowboys, für die das echte Rodeo wirklich gefährlich ist. Klocke meint, dass der Erlass das Ergebnis eines Streites zwischen lobbystarken Tierschützern und der European Rodeo Cowboy Association sei. Die ERCA veranstaltet im Jahr etwa 25 bis 30 Rodeos.
Er selbst denkt darüber nach, seinem »Ranch Rodeo« einen anderen Namen zu geben: »Bei uns täuscht der Name. Rodeo ist mit einem schlechten Image behaftet. Da es keine der wilden Disziplinen bei uns gibt, nennen wir die Veranstaltung im nächsten Jahr vielleicht Ranch-Tag.«

Artikel vom 22.07.2006