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Dieses »Horrido« ließ
den Domplatz erzittern

Machtvolle Demonstration des Schützenwesens

Von Franz-Josef Herber (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Wo kann das Schützenwesen eine solche Sternstunde erleben? Natürlich nur in Paderborn! Das Jubiläumsfest des Paderborner Bürger-Schützenvereins von 1831 entwickelte sich zu einer machtvollen Demonstration von Brauchtum, Traditionspflege und Gemeinschaftsinn. Glanzvoller Mittelpunkt war gestern der Festzug vom Markt zum Schützenplatz. Beim »Horrido« aus 4000 Kehlen erzitterte der Domplatz.

Spätestens am Kamp wird der Jubiläumszug zum Klatschmarsch: Auf dem Hof des Gymnasiums Theodorianum stehen rund 30 ehemalige Schützenköniginnen und Zeremonienmeisterinnen und feuern ihre Schützen an, schwenken Paderborner-Fähnchen und machen die La-Ola-Welle. Die Begeisterung springt auch schnell auf die vielen tausend Schaulustigen am Straßenrand über: immer wieder Beifall auf offener Szene für die 45 Vereine in ihren farbenprächtigen Uniformen, die 77 Fahnenabordnungen, 23 Hofstaate sowie 26 Musik- und Spielmannszüge.
In seiner Festansprache auf dem sonnenüberfluteten Markt- und Domplatz hatte Schützenoberst Dr. Andreas Jolmes zuvor den Gemeinschaftsinn innerhalb des Schützenwesen unterstrichen. Diese Gemeinschaft biete etwas, was in der heutigen Zeit offensichtlich wieder an Bedeutung gewinne: Geborgenheit, Vertrautheit, Verständnis, Nähe, Verwurzlung, Heimat. Diese Werte, die früher einmal belächelt worden seien, gewännen wieder an Bedeutung. »Und so können wir Schützen«, so Dr. Jolmes weiter, »stolz darauf sein, dass wir die traditionellen Werte über viele Jahre und Jahrzehnte gepflegt, erhalten und weitergegeben haben.« Die Zukunft des Schützenwesen liege ganz sicher darin, dass an den Traditionen, an der Brauchtumspflege festgehalten werde, aber auch darin, dass Schützen die Menschen miteinander verbinden - ebenso wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Oberst zeigte sich fest davon überzeugt, dass das Schützenwesen zukunftsfähig sei durch das Engagement jedes einzelnen für die Gemeinschaft. Dr. Jolmes: »Jeder einzelne Schütze ist Verantwortungsträger für das Ganze!« Die vergangenen 175 Jahre hätten gezeigt, dass der PBSV die Kraft habe, vieles zum Wohl der Gemeinschaft zu realisieren.
Erzbischof Hans-Josef Becker lobte den PBSV, der seine Stadt immer noch schütze: früher vor Gewalt, heute vor Geschichts- und Kulturvergessenheit. Bürgermeister Heinz Paus gratulierte dem Verein zur Erfolgsgeschichte und nannte ihn ein Spiegelbild der Stadt. Er sei wichtig für das gute Klima der Kommune. Landrat Manfred Müller schließlich freute sich, dass der PBSV seine Ideale mit Geist, Seele und Inhalte erfüllt und für Stabilität innerhalb der Gesellschaft sorge.

Artikel vom 17.07.2006