15.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Sport öffnet viele Türen«

Migranten als Unternehmer: Nautical-Elements Station der IHK-Sommerreise

Von Claus Brand (Texte und Foto)
Bad Oeynhausen-Eidinghausen (WB). Pizzerien, italienische Eisdielen oder der Einzelhandel mit türkischen Spezialitäten sind seit Jahren bekannte Beispiele für Unternehmen, die von ausländischen Inhabern geführt werden. Über Geschäftsmodelle in weniger bekannten Branchen informierten sich am Freitag während der sechsten Sommerreise der Mindener Zweistelle der Industrie- und Handelskammer (IHK) deren Vize-Präsident Karl-Wilhelm Deerberg und IHK-Zweigstellenleiter Karl-Ernst-Hunting. Eine ihrer drei Stationen war die Firma Nautical-Elements im Gewerbegebiet Eidinghausen.

Geschäftsführer und Gründer Mehmet Susever hat sich in seinem Firmengebäude an der Straße Mönichhusen zusammen mit seiner Frau eine Existenz aufgebaut. Als Kind, im Alter von zehn Jahren, ist er 1973 mit der Familie nach Deutschland gekommen, seinem Vater als Gastarbeiter gefolgt. In Gohfeld ist er groß geworden und auch in Löhne zur Schule gegangen. »Ich habe die Grundschule in der Türkei beendet. Als ich zwei Tage hier war, hat mein Vater mich zur Schule zum Unterricht gebracht.« Es war die Hauptschule Löhne-Ost, an die der heute 44-Jährige viele gute Erinnerungen hat. »Meine damalige Lehrerin hat schnell erkannt, dass ich durch die Schule in der Türkei in Fächern wie Mathematik viel weiter war und mich gezielt beim Erlernen der Sprache gefördert.« Zusätzlich geschah dies durch Sprachunterricht am Nachmittag für türkische Schüler. »In meiner Klasse waren wir zu dritt.« Später hat er die mittlere Reife und das Fachabitur nachgeholt.
Immer wieder betont Mehmet Susever, dass ihm auch der Sport viele Türen geöffnet hat. »Ich habe als Verteidiger, mit der Nummer 3, schon bald für den FC Gohfeld gespielt. Auf dem Platz spielt es zunächst kaum eine Rolle, ob man die Sprache beherrscht.« Die Anerkennung für sportliche Leistungen habe ihm vieles einfacher gemacht. Und er fügt hinzu: »Erst einmal muss man die eigene Muttersprache perfekt beherrschen. Dann ist das Erlernen der fremden Sprache, in meinem Fall Deutsch, die Basis für die Integration, die Verständigung in der neuen Heimat.« Das alleine reiche jedoch nicht. »Beide Seiten haben etwas zu geben, ihre jeweiligen Werte, die deutsche und die türkische Gesellschaft. Mann muss dies gegenseitig anerkennen«, beschreibt er seine Formel für ein gutes Miteinander.
Nach der Schule hat er als Kraftfahrzeugmechaniker bei Fiat-Blöbaum gelernt. Umfangreiche weitere Berufserfahrung sammelte er als Techniker und Anlagenbauer in der Lebensmittelbranche, sowohl für einen schwedischen Konzern als auch als Chef eines eigenen kleinen Unternehmens. Über die Fertigung der Anlagen, größtenteils aus Edelstahl, und das Hobby Segeln - »Ich bin am Meer groß geworden« - entstand die Idee, sich mit Nautical-Elements selbstständig zu machen. Neben Beschlägen für Schiffe und der Bekleidung für Segler gehört zu den Dienstleistungen auch die Beratung beim Kauf von Booten. »Oft muss man die Leute in ihrer Euphorie bremsen, um die richtige Kaufentscheidung zu treffen«, sagt er mit Überzeugung.
Auch die Volkshochschule weiß den Standort Mönichhusen zu schätzen. Die theoretischen Schulungen für alle Wassersportkurse werden dort seit inzwischen vier Jahren abgehalten.

Artikel vom 15.07.2006