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Großspedition zieht weiter

Gütersloh kann Kühne + Nagel keinen Platz bieten

Gütersloh (rec). Investitionsvolumen: ein zweistelliger Millionenbetrag. Dazu Dutzende neue Arbeits- und Ausbildungsplätze. Doch der Tanker ist an Gütersloh vorübergezogen. Die Stadt konnte dem Schweizer Logistikkonzern Kühne + Nagel kein geeignetes Gewerbegebiet für eine neue ostwestfälische Zentrale bieten.

Während im Planungsausschuss vor allem darüber gestritten wurde, welche Stadtteile von Gewerbegebieten verschont werden sollen, stand der Speditionskonzern mit einem Großauftrag vor der Tür. Für seine neue Ostwestfalen-Zentrale sucht er 100 000 Quadratmeter (zehn Hektar) Fläche. Diese Zentrale ist gegenwärtig in Steinhagen angesiedelt. Dort beschäftigt Kühne + Nagel 130 Mitarbeiter. Die Übernahme der Bielefelder Spedition Gebrüder Mönkemöller GmbH & Co. KG vor einem Jahr ließ nicht nur den Umsatz wachsen. Um wirtschaftlicher arbeiten zu können, strebt Kühne + Nagel die Zusammenlegung der beiden Betriebe an einem neuen Standort an. Möglichst nah an der Autobahn A 2 soll dieser Standort liegen und nah an den Kunden im Raum Bielefeld. Diese beiden Kriterien erfüllte Gütersloh. Doch ein zusammenhängendes, reines Industriegebiet in der gewünschten Größe hatte die Stadt nicht zu bieten.
»Das bestätigt unsere Kritik an der in Gütersloh geführten Debatte zum Flächennutzungsplan. Die Stadt ist bei Anfragen größerer Investoren nicht gewappnet. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Konjunktur wieder anzieht«, sagt Ulrich Tepper, stellvertretender Geschäftsführer bei der Industrie- und Handelskammer (IHK). Das Interesse an einem an der Autobahn gelegenen Standort unterstreiche darüber hinaus die guten Vermarktungschancen eines interregionalen Gewerbegebietes Gütersloh-Verl.
Die Arbeit großer Speditionen ist personalintensiv. Stoßstangen etwa müssen nicht nur pünktlich beim Autoproduzenten ankommen, sie müssen auch genau in der Reihenfolge gepackt sein, wie sie in der Fertigungsstraße verbaut werden sollen. Wenn es um die Zulieferung aus Fernost geht, übernimmt KühneÊ+ÊNagel die gesamte Überwachung der Herstellung und des Transportes - das weltweite Netzwerk aus 620 Standorten in 98 Ländern macht es möglich.
Kühne + Nagel orientiert sich nun im Raum Bielefeld. Auch das neue interregionale Gewerbegebiet Herford-Bad-Salzuflen kommt dabei für eine Ansiedlung in Frage. Dem Vernehmen nach ist Kühne + Nagel bereits der zweite Großinvestor, den Gütersloh in diesem Jahr ziehen lassen musste.

Artikel vom 14.07.2006