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Pofalla? Die Basis kennt ihn

Nur manch anderer Bürger nicht, wie das Magazin »report« erfuhr

Von Matthias Band (Text und Foto)
Enger (EA). Der CDU-Stammtisch in Enger erlebte am Mittwoch Abend eine ungewöhnliche Premiere: Der Bayrische Rundfunk (BR) war zu Gast. Die Fernsehanstalt drehte einen Beitrag für das Magazin »report München«, der am kommenden Montag um 21.45 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird. »Wie kommt die Politik der Bundesregierung an der politischen Basis an«, lautet die entscheidende Frage.

Um das herauszufinden, musste Udo Rappenberg, Redakteur des Bayrischen Rundfunks, die Sitzung des CDU-Stammtisches nach einer guten Stunde kurz unterbrechen. Denn während die CDU-Mitglieder über die Schulden der Stadt Enger, über den Straßenbau oder über die Kosten für die »umfangreichen Museumslandschaft in Enger« debattierten, interessierte sich Rappenberg vor allem für die Bundespoliktik und die Stimmung an der CDU-Basis.
Anlass des Beitrags für den BR war ein am 3. Juli von »report München« geführtes Interview mit dem CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. In dem Gespräch verwies der 47-jährige Politiker, der seit Februar 2006 das Amt des CDU-Generalsekretärs bekleidet, darauf, wie wichtig es sei, die aktuelle Politik der Bundesregierung wie die Gesundheitsreform an die Basis zu vermitteln. »Große Reformen haben die Eigenschaft, dass sie gut erklärt werden müssen«, sagte er Anfang Juli.
Inwieweit diese Vermittlung wirklich geschieht, das wollten die Kollegen von »report München« wissen. Zuerst lockte Rappenberg die Basis aus der Reserve. Ob sie wisse, wer Herr Pofalla sei, fragte er Friedhelm Kirchhoff, den CDU-Fraktionsvorsitzenden im Engeraner Stadtrat. »Natürlich«, antwortete dieser. »Wissen denn auch die CDU-Wähler, wer Herr Pofalla ist?«, fragte Rappenberg nach. Da kam der Stammtisch schon etwas ins Grübeln. Die Frage lag auf der Hand: Woran liegt es eigentlich, dass der CDU Generalsekretär im speziellen und Politiker im allgemeinen nicht mehr so bekannt sind?
Die Antwort war schnell gefunden: »An der allgemeinen Politikverdrossenheit«, sagten einige, oder «am fehlenden Profil der politischen Elite«, ergänzten andere. »Heiner Geißler, der war noch einer von der alten Sorte«, sagte Kirchhoff.
Aber wo sind sie geblieben, die Heiner Geißlers dieser Welt, die streitbaren Köpfe mit Charakter? Das konnte der Engeraner Stammtisch nicht beantworten - und die Sehnsucht nach alten Zeiten, als Politiker noch Format und Rückgrat besaßen, machte sich breit.
Der BR-Redakteur wollte aber nicht lange in der Vergangenheit verweilen. Ihn interessierte vielmehr die stark in der Diskussion stehende Gesundheitsreform. Was sie davon hielten, fragte Rappenberg. Nur zögerlich entwichen die ersten Antworten: »Nicht durchdacht. Da muss noch ein einmal nachgebessert werden«, raunte es im Saal. »Fühlen sie sich denn über die Reform informiert? Haben sie bereits das angekündigte Infomationsmaterial erhalten?«, fragte Rappenberg. »Nein«, antwortete der CDU-Kreisvorsitzende Wolfgang Aßbrock. »Wir würden uns aber freuen, wenn wir noch etwas erhielten.«
So blieben am Ende zwei Fragen offen, die ausnahmsweise Redakteur Rappenberg beantworten musste: Warum ausgerechnet Enger? Und was haben eigentlich die SPD-Mitglieder zu ihrer Partei und ihrem Generalsekretär zu sagen? »Die erste Antwort ist einfach. Wir haben lange recherchiert, wo in den Ferien noch Sitzungen stattfinden. Enger war eine der wenigen Städte, wo sich die CDU-Basis trotz Urlaubszeit trifft. Die andere Antwort gibt es Montag Abend um 21.45 Uhr in der ARD.«

Artikel vom 14.07.2006