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Jetzt wird erst recht gesammelt

Die Deutsche Kochenmarkspenderdatei sucht Spender und braucht Geld

Von Volker Zeiger
Enger (EA). Wie gut, dass es Stammzellenspender gibt, die in der Knochenmarkspenderdatei aufgenommen worden sind. Für den fünfjährigen Tim Lissel aus Enger-Dreyen ist unter 10 Millionen potenziellen Spendern, die in der weltweiten Datenbank registriert sind, ein genetischer Zwilling gefunden worden. Das war nur deshalb möglich, weil sie an Typisierungsaktionen teilnahmen. Eine neue steht am Samstag, 5. August, bevor.

Sie war nach Bitten der Angehörigen von Tim in die Wege geleitet worden. Bei ihm war vor mehreren Jahren die lebensbedrohliche Krankheit ausgebrochen. Sie konnte durch eine langwierige Chemotherapie vorübergehend gestoppt werden. Im März dieses Jahres diagnostizierten Ärzte wieder Leukämie.
Nachdem am vergangenen Montag ein Stammzellenspender gefunden wurde, bereiten Tims Eltern ihren Sohn auf die so genannte Remissionsphase im Essener Transplantationszentrum vor, wo er im September behandelt werden soll. In der Phase wird, so erklärte Ingrid Seipolt vom Aktionsteam der DKMS in Hövelhof (Paderborn), werde der Körper stabilisiert und werde mit einer »Chemo-Hochdosis« behandelt Für das Kind sei das »kein Spaziergang mehr«, sagte Seipolt weiter. Tim erhält danach auf der Isolierstation das Transplantat. Es folgt »eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen«, täglich wird der Zustand des Fünfjährigen kontrolliert und protokolliert - bis zum 100. Tag nach der Transplantation. Etwa vier bis acht Wochen nachdem Tim die Stammzellen bekommen hat, kann der kleine Patient schon entlassen werden.
Täglich werden von der DKMS vier bis fünf Lebensspender an Patienten vermittelt. Einen Spender zu finden, sei jedoch »reine Glückssache, jeder Mensch hat individuelle Gewebemerkmale«, unter Umständen sei nur ein einziger Mensch unter mehreren Millionen der jeweils geeignete Spender«, weiß die DKMS, und stellt die Frage: »Was ist, wenn genau dieser eine dann nicht registriert ist?«
Daher bittet die DKMS alle Engeraner, die sich spontan zur Typisierungsaktion zu Gunsten von Tim entschlossen, »jetzt erst recht gemeinsam gegen Leukämie« zu kämpfen. Viel zu viele Menschen warteten auf einen Lebensretter - alle 45 Minuten werde bei einem Menschen in Deutschland die Diagnose Leukämie gestellt.
Helfen kann jeder Mensch, der gesund ist und sich typisieren lässt. Ihm werden fünf Milliliter Blut zur Untersuchung entnommen. Gibt es keine Beanstandungen, folgen weitere Untersuchungen in einem nahegelegenen Krankenhaus. Die nowendigen Stammzellen werden aus dem Knochenmark gewonnen. Vor der Entnahme werden den Spendern zellwachstumsfördende Präparate verabreicht, erst danach werden Stammzellen dem Spender bei Vollnarkose aus dem Beckenknochen - und nicht aus dem Rückenmark - entnommen. Das Knochenmark-Blutgemisch wird innerhalb von 14 Tagen vom Körper vollständig nachgebildet. Die ambulante Entnahme dauert laut DKMS etwa zwei bis drei Stunden.
Eine Typisierung kostet 50 Euro, weil sich aufwändige Laboruntersuchungen anschließen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Die Spendergewinnung finananziert sich daher aus Privat- und Firmenspenden, die auf das Konto 50 96 60 7 bei der Sparkasse Lemgo (BLZ 482 5«01 10) eingehen. Die DKMS stellt steuerabzugsfähige Bescheinigungen aus.

Artikel vom 14.07.2006