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Die Gemeindearbeit wirkt als Korrektiv

Dechant Brinkmann spricht über seine Aufgabe im neuen Dekanatsbezirk Herford-Minden

Espelkamp (WB). Wolfgang Brinkmann, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Marien in Espelkamp, ist seit dem 1. Juli offiziell Dechant des neuen Dekanatsbezirks Herford-Minden. Wolfgang Brinkmann wurde in Hamm geboren, ist 55 Jahre alt und kam 1987 als Pfarrer nach Espelkamp. Zuvor war er unter anderem in Bad Oeynhausen und in Stukenbrock tätig. Im Interview mit WESTFALEN-BLATT-Redakteur Felix Quebbemann erläutert er Aufgaben und Ziele, die er als Dechant im neuen Bezirk hat.

Pfarrer Brinkmann, die Dekanate Minden und Herford wurden zusammengelegt. Was hat sich dadurch verändert? Wolfgang Brinkmann: Die Dekanatsbezirke in der katholischen Kirche sind zu vergleichen mit den Kirchenkreisen der evangelischen Kirche. Aus den bisherigen 40 Dekanaten sind jetzt im Erzbistum Paderborn 19 Dekanatsbezirke entstanden. Aus den beiden Dekanaten Minden und Herford ist der Dekanatsbezirk Herford-Minden geworden.

Und wieviele Katholiken fallen in den neuen Dekanatsbezirk? Wolfgang Brinkmann: In den Bezirk fallen etwa 56 000 Katholiken.

Welche Aufgaben hat ein Dechant?Wolfgang Brinkmann: Ich versuche es einmal in Abgrenzung zum Superintendenten der evangelischen Kirche zu erläutern. Als Dechant bin ich nicht der Vorgesetzte der Mitarbeiter im Dekanat. Der Dechant ist ein Vertreter des Bischofs.
Ich bin für die Begleitung der Hauptamtlichen zuständig und suche den persönlichen Kontakt im Gespräch mit ihnen. Natürlich ist der Dechant aber auch für die Öffentlichkeitsarbeit, also für die Darstellung nach außen, verantwortlich.
Auf der einen Seite bin ich die Vertrauensperson der Dekanatsmitarbeiter. Auf der anderen Seite steht die Gemeindearbeit in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche und dem Bischof. Ich bin ja nicht Dechant nur durch die Wahl geworden, sondern auch durch die der Wahl folgenden Ernennung durch den Erzbischof.
Kontakt zum Bischof besteht über das regelmäßige Generalvikariat in Paderborn. Zudem gibt es zwei Mal im Jahr die Dechanten-Konferenz.

Was soll sich denn überhaupt durch die veränderten Strukturen in der katholischen Kirche ändern?Wolfgang Brinkmann: Die Kirche muss auf die demographischen Veränderungen reagieren. Das Problem ist die Überalterung der Gläubigen. Das Bistum Paderborn verliert pro Jahr eine Kleinstadt an Gläubigen. Die Zahl geht um 15 000 pro Jahr zurück. Drei Gemeinden pro Jahr gehen uns verloren. Die Kirchenaustritte sind dabei eigentlich nicht das Problem - vielmehr ist es der Sterbeüberschuss. Auf diesen Rückgang muss das Bistum Paderborn reagieren, auch mit Blick auf die Kirchensteuer. Darüber hinaus hat die katholische Kirche auch weniger Priester. Daher können Zusatzaufgaben nicht mehr in dem Maße übernommen werden. Das Erzbistum muss durch die neuen Strukturen Bereiche schaffen, die zukunftsfähig sind. Dabei können wir aber nur die nächsten 20 bis 30 Jahre überblicken. Wir müssen auf Veränderungen reagieren, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem wir diese noch überschauen können.

Was werden denn Ihre ersten Aufgaben als Dechant im neuen Bezirk sein?Wolfgang Brinkmann: Ich war ja schon vorher Dechant im Bezirk Minden. Nun werde ich jedoch mit einem neuen Team anfangen. Mir zur Seite stehen zwei Referenten -Ê zum einen der Dekanatsreferent, der die Gremien in der Gemeinde begleiten wird. Zum anderen gibt es den Referenten für Familie und Jugend. Das neue Büro wird in Bad Oeynhausen sein. Daher werden wird zunächst einmal den Umzug vorbereiten. Dabei werden wir alle Akten sichten und uns einen Überblick verschaffen. Zudem möchte ich natürlich auch mein neues Team kennenlernen und dann werden wir schauen, wie wir die vielfältigen Aufgabe angehen.
Der Betrieb im Dekanatsbezirk muss natürlich weitergehen, so zum Beispiel die Konferenzen und Sitzungen mit den Hauptamtlichen und die Fortbildungen.

Wann hat Ihre Amtszeit im neuen Dekanatsbezirk begonnen?Wolfgang Brinkmann: Mit Wirkung vom 1. Juli 2006. Allerdings wird wohl noch ein Vierteljahr vergehen, bis ich in dem neuen Büro richtig arbeiten kann. Es sind noch viele Detailfragen zu klären.

Werden Sie denn auch weiterhin als Pfarrer in Espelkamp tätig sein?Wolfgang Brinkmann: Ich werde auf keinen Fall gehen. Das Amt des Dechanten ist eine Zusatzaufgabe. Ich werde künftig wohl voraussichtlich einen Vormittag in der Woche im Dechanten-Büro in Bad Oeynhausen sein.

Was bedeutet denn diese Zusatzaufgabe für die St. Marien-Gemeinde in Espelkamp?Wolfgang Brinkmann: Die Gemeinde wird nicht sehr viel davon merken. Ich habe ja auch schon eine achtjährige Erfahrung Dennoch werden wir uns in den vier Gemeinden Lübbecke, Pr. Oldendorf, Rahden und Espelkamp Gedanken machen, wie die Arbeit zu strukturieren ist. Aber ich bin froh, dass ich weiterhin Pfarrer einer Gemeinde bin. Die Zusatzaufgabe macht mir ebenfalls Freude und schließlich bin ich nicht Pfarrer geworden, um vor dem Fernseher zu sitzen.
In Zukunft muss ich halt nur schauen, was zu schaffen ist und was nicht. Natürlich gibt es als Dechant auch eine Menge Büroarbeit. Aber die Gemeindearbeit wirkt da als Korrektiv. Ich bin kein Büromensch.

Artikel vom 14.07.2006