13.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neues Leben ohne Fußball

Zapalla für Justynski im FCO-Tor

Von Alexander Grohmann
Bad Oeynhausen (BZ). Zwei Wochen Portugal: Andy Justynski hat die Zeit in seinem Sommer-Urlaub genutzt, um eine Entscheidung zu treffen. Der Torhüter des FC Bad Oeynhausen wird nach seinem Schädelbruch nicht zwischen die Pfosten zurück kehren.

Der FCO hat bereits reagiert und mit Pawel Zapalla (20) von Arminia Bielefeld kurzfristig als Konkurrenz zu Jens Fachmann einen zweiten Torhüter verpflichtet. Der junge Schlussmann kam in der Bielefelder Oberliga-Mannschaft in der vorigen Saison nur selten zum Einsatz. Der heimische Landesligist hat Zapalla, der schon vor dem Wechsel zu Liga-Rivale TuS Dornberg gestanden hatte, für ein Jahr ausgeliehen. »Er wurde uns empfohlen«, bestätigte Vorsitzender Dirk Göhner. Der hatte zusammen mit seinem Trainer Michael Bühlmann vergeblich versucht, Justynski zum Weitermachen zu überreden. Der Keeper, der sich Anfang Mai beim Training nach einem Zusammenprall mit Patrizio Porcello schwer am Kopf verletzt hatte, hängt die Handschuhe endgültig an den Nagel. Dabei hätte er nach dreimonatiger »Ruhephase« bedenkenlos wieder seinen Torwart-Job aufnehmen können.
Doch die drastische Diagnose, die Justynski im Mai unvermittelt traf, hat viel verändert. »Das war der Auslöser, der mich zum Nachdenken angeregt hat. Ich bin mit dem Fußball aufgewachsen und werde vor allem die tolle Gemeinschaft beim FCO und meine Freunde vermissen.«
Aber das Risiko, womöglich noch mal in solch eine lebensbedrohliche Situation zu geraten, hat den 22-Jährigen umdenken lassen. Der Schock saß auch deshalb tief, weil der Torwart zuvor nie verletzt gewesen war. »Ich hätte nicht gedacht, dass mir so etwas passieren kann«, betont Justynski, der an der Uni Bielefeld Sport und Biologie auf Lehramt studiert.
Nach dem Zusammenprall mit Porcello erlebte Justynski im Krankenhaus die schlimmsten Momente seiner Karriere. »Das war wirklich filmreif. Der Arzt erklärte mir vor der Operation, dass er nicht wüsste, ob ich ohne Behinderungen davon kommen würde. Meiner Freundin wurde gesagt, sie hätte jetzt noch zehn Minuten Zeit, um mit mir zu sprechen.« Dramatische Augenblicke. »Da rauscht das komplette Leben an dir vorbei.«
Die Schädeldecke war über dem linken Ohr bis kurz vor dem Gehirn eingedrückt worden. Ein paar Millimeter mehr und Justynski hätte bleibende Schäden davon getragen.
Jetzt erinnert den Bielefelder nur eine große Narbe an die schlimmen Stunden. Er hat Glück gehabt: Mit Komplikationen muss der Ex-Keeper nicht rechnen. »Ich habe drei Monate Sportverbot bekommen.« Ganz einhalten konnte er es nicht: Laufen, Radfahren, Schwimmen - Justynski musste sich einfach ein wenig bewegen. Auf ihn wartet jetzt ein neues Leben: Uni, Fußball, Freundin -Êbislang blieb kaum Zeit zum Entspannen, der Tagesablauf war immer vorgegeben. »In diesem Sommer habe ich zum ersten Mal seit Jahren frei«, genießt der Student auch die neuen Vorzüge.
Trotzdem wird er bei den FCO-Spielen auch in Zukunft so oft wie möglich als Zuschauer dabei sein: »Ich hatte hier eine tolle Zeit«, blickt er zurück auf drei aufregende Jahre. »In der ersten Saison der Kampf mit David Vormann um die Nummer eins, dann der Aufstieg und schließlich das Jahr in der Verbandsliga. Es ist so viel passiert, das würde für eine Diplomarbeit reichen.«

Artikel vom 13.07.2006