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Segler nehmen Kurs auf Enger

Verein Wittekind kommt mit Flugzeug und Simulator auf den windigen Liesberg

Von Thomas Meyer (Text und Fotos)
Enger (tm). »Wind Nord-Ost, Startbahn null-dreiÉ« In diesem Fall müsste es »null-vier« oder »zwo-zwo« heißen: Wenn die Engeraner Segelflugvereinsmitglieder zu den Klängen von Reinhard Meys Fliegerballade »Über den Wolken« abheben, dann tun sie das auf dem Flugplatz Oerlinghausen, wo es die Startrichtungen 04 und 22 und wenig Motorenlärm gibt.

Tatsächlich kommen Segelflugzeuge ganz ohne Motor aus. Dennoch geht es beim Start rasant aufwärts: Eine Motorwinde am anderen Ende der Startbahn zieht das ein- oder zweisitzige Flugzeug an einem langen Stahlseil gen Himmel. Hat der Flieger eine bestimmte Höhe erreicht, wird das Seil ausgeklinkt - nun geht es geräuschlos und sanft in fast endlosen Kreisen langsam abwärts. Oder aufwärts, denn wenn die Sonne auf Felder, Wiesen, Straßen oder Hallen scheint, erwärmt sich die Luft am Boden und steigt hoch. Getragen von den Aufwinden - der Thermik - kann das Flugzeug theoretisch einen Tag lang in der Luft bleiben.
Bei solchem Segelfliegerwetter ist es kein Problem, am Oerlinghauser Flugplatz die Engeraner anzutreffen. Denn trotz »nur« 13 aktiven Mitgliedern zählt der Verein für Segelflug »Wittekind« Enger seit 50 Jahren zu den rührigsten Vereinen am Platz und fliegt an jedem schönen Wochenende.
Fluglehrer Dirk Spiekermann schult zurzeit einen Schüler. »Wir suchen ständig Nachwuchs, können aber nur eine begrenzte Zahl Flugschüler auf einmal ausbilden«, sagt Spiekermann. Dabei geht es kaum unkomplizierter in die Lüfte als mit dem VfS »Wittekind«, denn die Engeraner können kostenneutral die Seilwinde der Flugschule benutzen und müssen sich nicht um deren Aufbau kümmern. Das war ihnen zugesichert, als sie ihre alte Eintrommelwinde nicht mehr betreiben durften.
Im Winter müssen die Flugzeuge nur an zwei Wochenenden gewartet werden, in der Luft bieten sie maximale Sicherheit bei moderaten Leistungen. Der Verein besitzt einen Doppelsitzer vom Typ ASK 21, an dem bei Schulungs- und Gastflügen kein Weg vorbei führt. Länger in der Luft bleiben kann der Hochleistungseinsitzer LS 4. Wer lieber bestimmte Strecken fliegen möchte, der kann auf den Motorsegler SF 25 »Falke« zurückgreifen.
Auch bei bester Thermik müssen Flugzeuge irgendwann landen. Dafür benötigen sie ein kurzes Stück Grasbahn. Kommen sie zum Stillstand, müssen sie wieder zum Start gezogen werden. Dazu kommt heute das vereinseigene Golfkart zum Einsatz, das sauber und leise ist - was für den gesamten Segelflugsport gilt.
Wer die Engeraner live erleben möchte, kommt um einen Besuch in Oerlinghausen auf Startplatz 5 nicht herum. Am besten nach Absprache mit Ralf Ohmansiek (Tel. 0 52 24-31 91). Bereits ab 14 Jahren kann mit der Ausbildung begonnen werden, ab 16 Jahren gibt es die Fluglizenz.
Gastflüge sind günstig, Touren mit dem Motorsegler etwas teurer. Oder kostenlos, wenn man beim Gewinnspiel anlässlich des 250. Geburtstags der Liesbergmühle den Hauptpreis gewinnt. Bei dem Fest präsentiert sich der Verein mit der ASK 21 und einem Flugsimulator.

Artikel vom 26.08.2006